Kursgerecht 10

von Luxus Lazarz

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Im Kurs wird der Lesende darauf hingewiesen, dass der Mensch es sich zur Gewohnheit gemacht hat, alles Weltliche verkehrt herum zu betrachten. Daraus entsteht die Masse der menschlichen und zwischenmenschlichen Konflikte.

Die verkehrte oder auch verdrehte Sicht, möchte ich hier an einem Beispiel verdeutlichen. In der Welt kannst du im Kino oder auch Fernsehen und natürlich ebenfalls in deinem Kopf, viele Filme sehen, die darauf hinweisen, dass das Gute leiden muss, weil es in der Welt auch Böses gibt. Alle diese Gedanken stammen vom Egoteil, also der Scheinexistenz im Menschen und nicht von der Seele, die du und ich in Wahrheit sind. Auch werden in den Überzeugungen des Egos, vom Guten immer wieder Opfer verlangt, damit es letztendlich den Sieg über das Böse als Belohnung kassieren kann. Im Kurs wiederum steht  geschrieben, dass man gar nichts opfern kann, dieser Gedanke sogar sinnlos ist. Eine Aussage, die anfänglich das Ego auf die Barrikaden bringt. Doch liest man weiter mit Stille im Geist und Offenheit, tauchen im Lernwilligen Erinnerungen an Erfahrungen auf, die ihm das Gelesene untrüglich bestätigen. Selbst dann, wenn man das Buch zuvor empört in eine Ecke des Raumes warf.

Man erkennt folgend und mit wachsender Einsicht, dass es sich bei jenem, wo man glaubte ein Opfer  dargebracht zu haben, lediglich um eine Art von Vorspiel handelte, welches Raum für Schöneres freimachte, beziehungsweise neue Horizonte schuf.

Der Geber des Kurses, bittet nun dich und mich lediglich liebevoll darum, allen Ärger, die Wut, den Zorn und auch das Urteil, bezüglich uns selbst und unserer Mitmenschen, aufzugeben. Dies könnte man natürlich mit weltgewandtem Blick, auch als ein Opfer ansehen, jedoch nur, wenn diese Art in der Welt zu verweilen, dir und auch mir – zu einer erstrebenswerten und unverzichtbaren Gewohnheit wurde. Wobei wir ganz nebenbei erkennen können, dass all jenes von uns geliebt und wertgeschätzt wird, dem wir ungehemmt Aufmerksamkeit schenken. Nicht umsonst spricht man vom verdrehten Hass, von Hassliebe oder sagt auch einfach nur: Was sich neckt, das liebt sich.

Wenn ich also denke oder sage, dass ich einen Menschen nicht leiden kann, liebe ich ihn dementsprechend. Zwar nicht auf eine Art und Weise, die mir und dem Anderen wohltut, doch gebe ich ihm stets Aufmerksamkeit und Raum in meinen Leben, wenn ich diesen angeblich Ungeliebten, in meinen Gedanken mit mir herumtrage und überall hin in mir mitnehme, bevorzugt über den mich Störenden spreche, grad so wie eine junge Mutter über ihr Kind oder auch ein verliebter Mensch, der beständig das Bild des Geliebten in sich anbetet.

Wäre es wirklich ein Opfer für dich, wenn du bei nächster Gelegenheit den Augenblick einfach sein lässt, wie er ist, dich nicht wie gewohnt, über etwas ärgerst, beziehungsweise nicht an irgendetwas oder irgendwem mit Gedanken und Worten stößt? Insbesondere dann nicht, wenn du dir jetzt dessen bewusst wirst, dass in der überwiegenden Anzahl der Fälle – dein sich Ärgern – vollkommen bedeutungslos für deine weitere Existenz war und ist. Wäre es tatsächlich ein Opfer für dich, friedlich zu bleiben, die Sache unangetastet im Raum vorüberziehen zu lassen und dadurch irgendwie auch Zeit freizusetzen, für eventuell tatsächlich schöne Dinge, die noch niemals aus dem Ärger erwachsen sind?

Aus eigenem Erleben kann ich nur berichten, dass es einmal ausprobiert, derart wirkt, dass auch das – sich nicht Ärgern, zu einer scheinbaren Gewohnheit werden kann. Nur scheinbar, weil es letztendlich keine Gewohnheit ist, sondern vielmehr unser total natürlicher Zustand. Denn erinnere dich, über was oder wen hast du dich als Kind denn alles geärgert? Mir fällt dazu nur eines ein, lediglich, wenn ich in einem Spiel verlor. Seltsamerweise hieß dieses Spiel auch noch: Mensch ärgere dich nicht! So hab ich den Gewinn nur im Gewinnen gesehen, während das Annehmen der Aussage im Namen des Spiels, aus heutiger Sicht erkannt, stets der wahre Gewinn war und tatsächlich bleibt.

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