Die Welt, die ich will

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Wenn ich mich jetzt selber frage, wie will ich die Welt denn haben, sind die Antworten aus dem Verstand nicht das Wahre. Dem Verstand in mir geht es tatsächlich um das Haben, um frei zu sein. Das Haben sei, so predigt der Verstand, eine Quelle für Sicherheit, Glück und Wohlbefinden. Dass dies dem Anschein nach vorübergehend funktioniert, das mag sein, dennoch wird wahrlich aus dem Licht des Anscheins mit dem Verstreichen der Zeit mehr und mehr ein Schattenreich. So hab ich mehrfach das ‚arme‘ und auch das ‚reiche‘ Leben aus irdischer Sicht erfahren. Es war nicht der Besitz, der mich angstfrei und glücklich stimmte. Im Armen gab es sogar öfter freudvolle Momente, doch daneben auch andere Ängste. Angst bleibt Angst, ob man nun barfuß ist oder in teuren Markenschuhen in der Welt steht. Auch kann ich für mich erkennen, dass mir die Angst noch nie wirklich hilfreich war. Des Öfteren hat sie sogar verzögert, dass ich nach jenem griff und jenes tat, wonach sich etwas in mir sehnte. Dieses Etwas bin ich wirklich. Das Ängstliche bildete ich mir nur ein zu sein.

Mein Glaube an die Wichtigkeit der Welt geriet ins Wanken. Da ist etwas in mir, was ich mit in die Welt gebracht habe, ebenso wie ein jeder Mensch. Reines Leben. Wo wäre die Welt, ohne das Leben in ihr? Die Welt ist für mich alles, was die Natur nicht gab, inklusive aller kopierten Ideen. Leben ist natürlich und einzig in uns. Natur ist lebendig. Wenn die weißen Blütenblätter von einem Apfelbaum hernieder schweben, ist das unvergleichlich schöner, echter und vor allem lebendiger, als jeder Glitzerregen und künstliche Lichtzauber in einer Fernsehshow. Das Erste macht staunend still, ist berührend sanft und schön, das Zweite verbraucht sinnlos Lebenszeit und macht blind für die Wirklichkeit. Wie oft denkt man über Dinge nach oder diskutiert darüber sogar, die wahrhaft nie derart stattgefunden haben, wie man sie wahrnahm? Es wird mir stetig bewusster, so eine Welt will ich nicht, denn alles in der Welt, die ich will, soll lebendig sein und nicht nur Schein. Nun schweigt es in mir.

Ohne Worte wird im Jetzt klar, dass ich weder genau weiß, was ich will und schon gar nicht, wie man es macht. Ich habe die Natur nicht gemacht. Die Meere, die Fische darin, das Blütenmeer in Sommer und Frühling, den Duft von Lavendel und Rosen, all dies erfand kein Mensch. Zwar sagte man mir, dass die Eltern mich gemacht hätten, doch ist das ewig wahr? Bin ich wirklich jenes und das jetzt immer noch, was die Eltern ‚gemacht‘ haben. Da lacht es durch mich und im Geiste sehe ich so manche Szene, wo die Eltern kopfschüttelnd fragen: „Kind, wo hast du das nur her, von uns jedenfalls nicht.“ Sie haben mich nur ausgebrütet und alles daraus Folgende, unterlag nie wirklich ihrer alleinigen Kontrolle. In gewisser Weise konnten sie meinen Körper kommandieren, doch dies auch nur, wenn der Geist darin willig war, dem Kommando zu entsprechen. Ich liebe meine irdischen Eltern, auch wenn mein wahrer Vater jener ist, der alles Leben gab und gibt.

Dieser Eine, der die Liebe ist, weiß genau, was ich will. Mit hoher Wahrscheinlichkeit weiß ich es auch, kann mich nur nicht daran erinnern. Zu viele Jahre liegen zwischen dem unschuldigen Erscheinen meinerseits und dem Tanz in den engen Käfigen, welche die Welt in Vielfalt zur Verfügung stellt. Natürlich hab ich eine Ahnung, dass es sich um einen Geisteszustand handelt, nach dem es mich sehnt. Ein inneres Empfinden, das ich wirklich will, wo immer ich bin. Und auch, wenn ich so manches Mal noch im Geist vom Weg abweiche, das Innerste bringt mich stets wieder sanft zurück und weiter geht es auf dem schmalen Pfad im Jetzt.

Es ist wahrlich ein ungewohntes Wandeln auf diesem Pfad, zurück in jene Welt, wie sie ursprünglich gedacht und gegeben ward. Hier gibt es, außer dem Einen, kein wirkliches Wollen mehr. Es ist mehr ein Empfangen von jenem, was jeder Augenblick eröffnet. Und nie mangelt es an was auch immer. Jeder Schritt passiert im tiefsten Vertrauen, dass Gott allein weiß, was ich tatsächlich will, und dies nicht nur für mich, sondern für alle seine Kinder. Denn wir sind Eins in Ihm. So bin ich mir dessen unerschütterlich gewiss, was Gott will, das geschieht. Und nichts kann ich wirklich dagegen tun, was ja nun einmal eine außerordentlich befreiende und freudvolle Botschaft ist.

Amen.

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