Das EGO und iCh

von Luxus Lazarz

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Beim EGO handelt es sich mit runder Gewissheit, um einen scheinbar in mir getrennt lebenden Teil, welcher durch mich, den Menschen, ohne Mitgefühl in die Welt blickt und sich selbst am Nächsten steht. Und weil dieser Teil denkt, dass das Halbe – was er sieht, die ganze Wahrheit ist, schwebt er beständig in Sorge und Angst. Stets dann, wenn etwas in seine Wahrnehmung tritt, was dem Ängstlichen unbekannt erscheint, geht der Abwehrzirkus in meinem Innersten los. Und aufgrund der unausweichlichen Nähe zum eigenen Ego, halte ich mich schon mal selbst für diesen abtrünnigen Teil und ängstige mich sogar mit diesem mit. Greife in Gedanken, das mir nur oberflächlich Unbekannte an und beiße um mich, wie ein Spitz, obwohl ich weiß – dass dies nichts nützt.

Wie viele Bücher über das EGO geschrieben wurden, ist mir nicht bekannt. Doch ich kenne ein Sprichwort, welches die Haupteigenschaft des Ego in wenigen Worten auf den Punkt bringt:

Was ich selber denk und tu, trau ich jedem Anderen zu.

Der Finger weist hier zweifelsfrei auf mich. Sehe ich im Anderen, was ich über ihn denke, sehe ich lediglich, was ich denke und nicht mehr. Zu mehr bin ich offensichtlich nicht bereit, denn sonst würde ich ja gar nichts denken, sondern frei von Vorurteil schauen und fühlen, was da vor meinen Augen erscheint.

Somit ist das Ego also jener Teil im ganzen Menschen, der wahnsinnig und widersprüchlich ist, da er sich bewusst und unbewusst – stets bedroht und in Gefahr schwebend wähnt. Die Art der möglichen Gefahren ist außerordentlich vielfältig und dem Lesenden bekannt. Aufgrund all dieser, im Leben des Ego voraussehbaren Gefahren, pflegt es mit unglaublichem Fleiß den Wahn des Kontrollieren müssens, um dem Schlimmen und Schlimmsten vorzubeugen. Sogar die Liebe will das Ego kontrollieren, da sie die größte Gefahr für den Fortbestand seiner Scheinexistenz darstellt. Denn würde sich das Ego der Liebe einfach hingeben, wäre es um seine Daseinsberechtigung geschehen. Da der Augenblick der Liebe, alle Vergangenheit bedeutungslos macht, wird damit auch alle Erinnerung losgelassen, die jemals mit Gefahr in Verbindung gebracht werden konnte. In der Liebe gibt es dementsprechend keinen Anlass zur Kontrolle, zum Stänkern und Lästern, oder gar um anzugreifen. Denn in keiner Weise ist es die Liebe in mir, wenn ich den Anderen mit Forderungen und Bedingungen traktiere.
Und da das Ego selbst – von Hause aus ein Darsteller ist, vertraut es weder den Gedanken noch Worten und Taten seiner Mitmenschen und somit, auch nicht sich selbst. Irgendwann hat es sich tatsächlich und klammheimlich im Schatten eine Liste gebastelt, auf der all die Punkte verzeichnet sind, welche die Liebe für das Ego ausdrücken und erfüllen muss bis soll, damit sie für dich und mich als Liebe annehmbar wird. Erkennen wir diese Seltsamkeit in unserem Leben, also wie wir gewohnheitsmäßig unser Ego dem Anderen unterschieben, dann geschieht Heilung. Und was heilt, hat auch keine Angst mehr vor dem Anderen, da man sich ja selbst vertraut und weiß, den Anderen kann es nur so geben, wie man bereit ist – diesen anzunehmen.

In Frieden und ohne Erwartung wird aus dem herkömmlichen Ich, das iCh, welches in Christus weilt. Das Ego allein wiederum, hält sich für einen Gott, der allem und jedem seine Vorgaben aufbürden muss, um allerlei Gefahren von seiner schmalen Weltsicht fernzuhalten. Nur wer tut und ist, was das Ego sagt und will, ist ein akzeptabler Freund. Sich die Freundschaft des Egos zu erringen, kann also sehr leicht gelingen, zumindest vorübergehend. Jedoch – die Liebe des Egos zu erleben, ist tatsächlich unmöglich. Da das Ego einer Art von abgrundtiefem Misstrauen entstammt und die Liebe wiederum ganz rein und aus absolutem Vertrauen gewoben ist, kann die Liebe zwar das Ego durch die Augen des iCh sehen, jedoch das Ego – die Liebe nicht. Denn die Liebe hat weder Merkmale, Symbole noch Denkmale nötig, um sich an sich selbst zu erinnern und zu sein, was sie ist. Liebe, die allem und jedem in sich Raum und Leben gibt, das sich ihr zuwendet. Das geläuterte iCh erkennt dann die Liebe in allem und wird stetig weniger den Bedürfnissen des Ego Tribut zollen, welches daraufhin schwindet. Die Liebe ist der Himmel, in dem das iCh gefahrlos und freudvoll leben kann und ist. Dieser Himmel ist in uns.

Sind zwei Menschen in Liebe zusammen, gleichgültig wo und zu welchem Anlass, dann ist da keinerlei Bedürfnis nach Angst oder Abwehr. Und durch diese unergründliche Weigerung der Menschen, die schattenhaften Gespenster des Ego als wahr anzuerkennen, also überall Feinde und Gefahr zu vermuten, wird der Heilige Geist in beiden und jedem stärker, kann sich unsichtbar ausdehnen, weit über das unmittelbare Umfeld der Versöhnten hinaus. Das wiederum kommt allen Menschen, Tieren und Pflanzen zugute, weil dort, wo der Heilige Geist wirksam wird, Frieden unausweichlich ist.

Erkenntnis 🙂 

Ist da im Menschen, kein Denken an Gestern oder Morgen, kein Gedanke an Müssen und Wollen, ist da auch kein Schmerz in ihm und somit das Ego außer Haus. Das ungetrübte iCh-Sein wiederum – bewirkt derart viel Sonne und Freude im Leben, dass man das Ego ganz vergißt, und dann geht es irgendwann verloren, verliert sich wahrscheinlich letztendlich restlos im Nichts. Nur die Liebe bleibt und der Himmel mit IHR. Das iCh im Menschen ist der Erstgeborene und kann sich erinnern, wie es im Himmel ist. Das Ego kam erst später hinzu und hat unverzüglich damit begonnen, den Himmel in dir abzulehnen bis zur Verleugnung.

Aller Wahnsinn endet hier. Geh in Liebe weiter. Jetzt.

 

Das EGO und iCH 2

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