Kursgerecht 9
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Während ich im Übungsbuch des Kurses bei der Lektion 66 angekommen bin, wird mir ein weiterer Fortschritt vom alt-gewohnten Denken unausweichlich fühl- und erkennbar. Die anfänglich doch eher seltsam anmutenden Tagesleitgedanken, offenbaren nun tatsächlich zunehmend erstaunliche Zusammenhänge. Es wird desöfteren ganz still in mir. Doch diese Stille ist mit einer Lebendigkeit erfüllt, die voller Freude im Jetzt verweilt. Die Stippvisiten und Herausforderungen meines gepflegten EGO, dünken mir zwischenzeitlich fast sanft. Stetig seltener gelingt es dem kleinen Woller in mir, sich mit Widerspenstigkeit in den Vordergrund zu drängen. Ich halt ihn nicht zurück, doch geb ich dem auch keine Kraft, keinen Aufwind mehr, so verliert dieser angstgesteuerte und widerborstige Wesensteil meinerseits, unwiderruflich an Einfluss auf mich.
In Lektion 66 wird man mit der schönen Aussage überrascht, dass Gott dir und mir nur Glück geben tut. Wenn man diese Gedanken eine kleine Weile in sich wirken lässt, dann sieht man in sich ein, dass dies tatsächlich schon immer so war und auch weiterhin ist. Doch wer Bitteschön, gab mir dann alles Andere, was ich nicht als Glück empfand? Jetzt wird mein Gesicht reichlich mit Lächeln überflutet, sodass ich eine kurze Schreibpause machen muss.
Stell dir einmal vor,
du bist die Wahrheit.
Die Wahrheit, was ist das?
Du. Die Wahrheit ist in dir
und du bist in ihr.
Ihr seid Eins,
die Wahrheit und du.
Du kannst sie nicht verlassen.
Sie kann dich nicht verlassen.
Weil du sie bist und sie überall ist,
wo auch du verweilst.
Du bist die Wahrheit. Da du dies jedoch als Erklärung, beziehungsweise für die Lösung all deiner Probleme – noch nie in Betracht gezogen hast, machtest du dir in der Wahrheit, also in dir selbst, einen Führer. Einen Führer, der dir sagen soll, wo es lang geht, was du denken und tun musst, um in deinem Leben glücklich, zufrieden und lebendig zu sein. Der Führer ist dein Maßstab für dich selbst – mit Bezug zur Welt, die dich umgibt. In der Freudschen Sprache wird dieser Führer auch EGO genannt.
Man ist es also nicht wirklich, dieses EGO, dennoch ist es nur, weil man ist und in diesem reinen Sein sich etwas zurechtgebastelt hat, was man auch einen Herrscher nennen kann und mit dem man sich zeitweise selbst narrt. Ein Beherrschen dessen, was man wirklich ist. Die Wahrheit kann selbstverständlich niemand beherrschen. Sie ist, wo du und ich sind. Deshalb muss der herrschende Teil in uns, um von der Wahrheit abzulenken, diese vortäuschen. Was wie eine Beherrschung auf dich und mich wirkt, jedoch in der Zeit unhaltbar und durchschaubar wird. Während die Wahrheit ein Segen ist, der beständig gleich bleibt und wahrlich in gar keine Form hineinpasst. Wiederum die Vortäuschung der Wahrheit, bedingt ein ständiges Verändern dieser und ihrer Form. So offenbart sich die Lüge in jeder Zeit.
„Gott gibt dir nur Glück.“* Das ist so wahr, dass es jeden anderen Gedanken sofort in mir stillt.
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* Lektion 66, Punkt 4., Satz 2.