Enthüllung

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Jeder Plan dient einem Ziel. Nicht alles, was man plant, muss auch ausgeführt werden, flüstert es in mir. Doch, widerspricht sofort eine barsche Stimme und ordnet an, dass das Ziel erreicht werden muss. Kraftlos erliege ich jahrzehntelang der Versuchung, dem immer wieder zuzustimmen.

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Gefühlt vergehen Jahrhunderte, bis ich mich selbst der Frage stelle:
Muss das Ziel, des mir eigenköpfig auferlegten Planes, wirklich erreicht werden? Muss es das?

Muss es nicht. Im Jetzt wird mir ungewollt zufällig einsehbar, kein Ziel, welches ich mir jemals im Leben setzte, musste ich erreichen. Insbesondere zu jenen, die ich mir anstandshalber in die Ferne stellte, konnte ich letztendlich nur noch kriechen, weil der Wille nicht mehr hilfreich mitwirkte. Manches Mal zwar noch widerwillig mitspielte, doch bei anderen Gelegenheiten zur Kooperation – gar keine Bereitschaft mehr zeigte. Oh menschgewollte Anstrengung, ein düster Lied könnt ich von dir singen. Und auch davon, wie es mir nie gelang, wenn ich am Ende des Planes ankam, dort länger zu verweilen. Ohne Ausnahme erfolgte alsbald die Flucht – zum nächstbesten Ziel.

Was sagt mir das? Offensichtlich nur das Eine, wahrscheinlich bin ich gar nicht für meine Ziele erschaffen.

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Hab ich noch ein planbares Ziel? In diesem Moment wohl nicht. Ich will lebendig sein, und das bin ich doch – wohl schon ewig, sogar vor dem ersten und dem letzten Atemzug hier auf Erden. Dass ich dazwischen, immer mal wieder nach Luft japse, liegt ja nur an meiner Gangart und selbstbetrügerischen Wahrnehmung von all dem, was mich stört.
Der Galopp ist eben nicht, des Menschen natürlichste Fortbewegung, denn ich bin ja kein Pferd. Doch kann ich mich in ungezählter Art und Weise, sogar auf ein und demselben Fleck bewegen.

Der Schöpfer hat jeden Menschen mit einer reichen Seele gesegnet, doch bildete sich in mir altklug ein Dagegensprecher aus und sah nur noch Armut und Begrenzungen, Zustände, die man mittels kämpfen niemals ausrotten kann. Danke für den Weckruf, Vater – in jeder Nacht.

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Im Vorstehenden ist von den sogenannten Plänen die Rede, mit denen man Lebensziele erreichen will, und nicht davon, dass man es sich zum Ziel setzt, für das Frühstück am Morgen ein Ei zu kochen. Hilfreich ist ebenfalls ein Erkennen, dass man auch ohne zu planen, das Ziel, groß zu werden, zumindest körperlich – durch natürliches Wachstum erreicht hat. Dies zeigt auf, dass tatsächlich und in gewisser Weise sogar mühelos, all jene Ziele erreicht wurden, die gar nicht allumfassend planbar waren und dennoch unverzichtbar. So, wie auch du und ich sich selbst nicht – in eine Familie einplanen konnten. Wir wurden gegeben, aufgrund eines Planes, der niemals scheitern kann. Denn Es und Sein Plan sind nicht von dieser Welt, so auch nicht die Gesetze – denen der Plan untersteht.

Wie schön diese Welt im Jetzt doch sein kann, wenn man in stillen Momenten – Gottes Genie und liebevolle Hand überall entdeckt. Was beinahe unglaublich für den Verstand wirkt, während man sich im reinen Geist des lebenslangen Wunders gewiss sein kann. Es gibt nichts zu fürchten, weil die wirkliche Welt stets jene bleibt, welche Gott für alle gab und liebevoll in sich trägt. Nur das Jetzt ist wirklich und alles darin Erkennbare, liegt allein in Gottes Hand. Sein Heiliger Geist führt dich und mich im Innersten, mehr und mehr wundersam aus jedem Dilemma hinaus.

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Zusammenfassung: Wahrscheinlich sind weder du noch ich, für jene Ziele erschaffen, die wir uns zu eigen machten, um bewusst und unbewusst – allen Wahnsinn in der Welt mitzugestalten. Im Wahnsinn geht der Mensch unter, in der Liebe realisiert er Gottes Reich – in und um sich herum, vergibt und heilt in sich selbst – tatsächlich all das, womit er sich entgegenstrebt, selbst genarrt und auch versklavt hat.

Nur eine Täuschung war’s, die im Licht des Jetzt verflog. Denn alles, was im Jetzt nicht ist, ist jetzt nicht. Es könnte sich zwar den Anschein geben, wenn man darauf innerlich besteht, muss man jedoch nicht. Tatsächlich gibt es nur das Jetzt und jedes Muss darin, wird sich mehr und mehr als ein verzichtbares Artefakt des Vergänglichen entlarven. Anders ausgedrückt, vielerlei beinhaltet das Jetzt des Einzelnen, an dem man sich erfreuen kann, wenn man denn will und nicht, weil man muss.

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