Im Rundblick
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Damit das Leben dem Menschen in der Welt nicht langweilig wird, hat es ihm scheinbar zwei vollkommen unterschiedliche Blickrichtungen zum Händeln gegeben. Wo die linke Hand hinlangt, das ist die eine Richtung, und rechterhand liegt der Rest vom Land.
Da nun aber dem Körper auch die Möglichkeit des Wendens gegeben ist, kann es schon mal passieren, dass plötzlich dort rechts ist, wo nur eine Sekunde zuvor noch offensichtlich alles links lag. Man muss schon in sich sehr klar sein, um sich in dieser Seltsamkeit zurechtfinden zu können.
Das Verwirrspiel beginnt bereits früh im Leben, und hätte der Mensch keine Daumen, würde mancher glatt durch alle Fahrprüfungen rasseln. Im gewöhnlichen Leben kommt man zwar ganz gut klar, doch für zahlreiche Berufe, wohl beinahe für alle, denn sogar als Sportlehrer wäre man untauglich, wenn man für das Erkennen von rechts und links, sich nicht still und heimlich ein paar Tricks eingeprägt hätte.
Man stelle sich den Beginn dieser – im Kleinen, beziehungsweise Nahem – einst nützlichen Unterscheidung vor. Nachdem Jahrtausende die Himmelsrichtungen, Sonne, Mond und Sterne – dem Menschen anmutig zur Orientierung gedient haben, wurde irgendwann ein Mensch geboren, der wahrscheinlich aus edlen Zwecken oder auch, da er Osten, Westen, Norden und Süden nicht unterscheiden konnte – und deshalb mit Überzeugung behauptete, dass Links links sei, Rechts rechts und diese Reduzierung alles einfacher macht.
Mit der Zeit und von Generation zu Generation hat man sich dann wohl auch stetig mehr daran gewöhnt, dass diese Form der Unterscheidung gilt. Heutzutage haben Rechts und Links sogar viel, viel mehr Bedeutungen, als diesen richtungsgebenden Hinweisen – wahrscheinlich und ursprünglich einmal zugedacht wurde. Der Mensch hat den Einsatzradius der beiden Worte – selbst systematisch bis dramatisch erweitert, doch ob dies wahrlich für das Ganze dienlich ist, kann ich grad nicht mehr erkennen.
Eventuell lässt sich ja sogar eine Klärung nur dadurch erzeugen, dass man im gegenwärtigen Leben, wieder alle Worte ihrem ursprünglichen Zwecke entsprechend einsetzt. Dann kann auch nichts mehr wie Sch … e riechen, wenn es keine ist. Und somit wird nach und nach der Welt-Gesamt-Eindruck und auch der Welten Duft allgemein, sich in der Wahrnehmung des Menschen und dessen Hirn wandeln, reinigen und erneuern, in etwa so – wie es des Körpers Darm ganz selbstverständlich, alltäglich und selbstständig vollbringt.
Im Kopf des Menschen handelt es sich zugegebenermaßen, um viel größere Warenposten, die dort alltäglich zur Begutachtung anfallen. Doch ich versichere dir, das muss gar nicht sein, denn wer nicht mehr überall mitmischen will, oder immer und jederzeit Bescheid wissen muss, der kann auch im Denkapparat Freiräume schaffen, die sich – einmal angelegt – ausdehnen werden. Und was dort, also in diesen Freiräumen auftaucht, wird von anderer Güte sein als bisher gewohnt.
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Und hier folgt noch ein Tipp am Rande: Halte deine Taschentücher bereit, denn die Freude nähert sich dir ab sofort unaufhaltsam. Und so eine echt tiefe und allumfassende Freude ist der Seele im Menschen meist viel, viel mehr als nur eine Träne wert.
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