Das lichtvolle Ärgernis

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Eine Frau und ein Mann lebten zusammen in einem Haus. Jeder von ihnen hatte seine Aufgaben, was die sorgsame Organisation des alltäglichen Miteinanders betraf. Eine der Aufgaben des Mannes bestand zum Beispiel darin, am Morgen den Müll mitzunehmen und zum zwei Kilometer entfernten Müllplatz zu bringen. Häufig vergaß der Mann dies jedoch und brachte den Müll erst am Abend fort sowie an manchen Tagen auch gar nicht.
Diese Unzuverlässigkeit des Mannes ärgerte die Frau täglich mehr, da der Müll Raum in Anspruch nahm, wo die Frau Bewegungsfreiheit haben wollte. Aus diesem Grund, lag sie dem Mann auch regelmäßig mit Klagen in den Ohren. Der Mann versprach stets Besserung, doch ändern tat sich nichts.

Mit dem Verstreichen der Zeit, stresste sich die Frau mit ihren mahnenden Worten allerdings mehr und mehr selbst. Besonnen entschied sie deshalb, ab sofort ihr Verhalten zu ändern. Die Frau beschloss sodann, sich nicht weiter dem Ärger hinzugeben, sondern vielmehr die Dinge so zu akzeptieren, wie sie nun einmal und zwischenzeitlich mehrmals waren. Genau betrachtet war jenes – was sie erreichen wollte – nicht derart wichtig, dass sie dafür Stunden ihres Lebens weiterhin mit Nörgeln und Frust anfüllte. Die Frau änderte einfach ihren eigenen Tagesplan, sodass der Müll keinerlei störenden Einfluss mehr in ihren Gedanken und auf ihr Befinden zeitigte.

Nur wenige Tage nach der erfolgten Änderung, nahm der Mann am Morgen tatsächlich das erste Mal den Müll – ohne direkte Aufforderung mit fort. Als die Frau an diesem Tag in die Küche kam und den leeren Müllbehälter sah, erschien spontan ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihre Freude darüber, dass die schweigende Akzeptanz wahrhaft Wirkung zeigte, hielt ungefähr zwei Minuten an. Denn kaum waren die ersten Freudenschübe in der Frau verhallt, wurde ihr Blick wieder kalt und mit einem Anflug von Ärger – nahm sie nun wahr, dass der Müllbehälter ganz nackt im Raum stand. Der Ehemann vergaß – unübersehbar, eine neue Tüte in den Behälter zu klemmen. Schon begann sich ihre Stirn leicht zu runzeln und das rechte Auge leicht zu funkeln, doch nur einen winzigen Moment – bevor die Frau wieder auf das scheinbare Ärgernis sprang, stieg ein Lachen in ihr empor. Nun lachte sie mit sich selbst – allein im Haus – ganze vier Stunden.

Seit dieser Erfahrung fiel es ihr stetig schwerer und schwerer, sich bewusst zu ärgern. Es schien, als ob die Frau mit den Erschütterungen des Lachens, jeglichen Anlass zum Ärgern aus ihrem Leben gelöst hatte.

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