Von der Fülle
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Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich direkt in die Fülle der Natur. Die Natur ist ein reiner Überfluss an schönen Anblicken. Es gibt soviel von allem darin, dass es dem Verstand des sparsamen Menschen, schon beinahe als reine Verschwendung dünkt. Doch in Wirklichkeit ist da keine Verschwendung, denn was ich sehe, ist die Liebe Gottes, die er uns, seinen Kindern, als eine Welt gab, in der Mangel und Not wahrhaft keinerlei Einlass finden können. Es sei denn, ich will die Welt derart wahrnehmen. Also jene Welt, die mich alltäglich unmittelbar umgibt, und die nun mal die Einzige ist, auf die ich auch direkten Zugriff hab, in der ich wahrhaft lebe. So kann ich die Fülle und all den Überfluss beständig sehen, wenn ich mich dafür entscheide und nur dafür. Würde ich es mir zur Lebensaufgabe machen, die einzelnen Halme zu zählen, aus denen sich 1000 Quadratmeter Rasen zusammensetzen, bliebe mir dann noch Zeit für anderes? Ich denke nicht, also lasse ich diese irre Idee sofort wieder los.
Es ist auch nicht so, dass sich die überfließende Fülle der Natur nur jenen zeigt, die ein Stück Land ihr Eigen nennen. Es gibt so viele öffentlich zugängliche Wälder, Wanderwege, ganz allgemein Parks und Grünanlagen, dass jeder, der will, an diesem Überfluss teilhaben kann, sogar in einer großen Stadt.
Wir können wählen, wohin wir unsere Aufmerksamkeit lenken, womit wir unseren Geist erfüllen. Doch auch wir, die Menschen, sind in unserer von Gott bestimmten Art, mit einer Überfülle von Gedanken, Gefühlen, Einsichten, Ansichten, also zusammengefasst – Geist, Leben und Liebe gesegnet. Was wollen wir in der Welt sehen, wo schauen und hören wir hin? Ist es der Haufen am Rande des Weges, dessen sich ein Hund entledigt hat, weil es nun mal seine Natur ist, seinen Bedürfnissen ohne Rücksicht auf menschliche Maßstäbe nachzukommen? Oder ist es der Gesang der Vögel, die bereits jetzt vom Frühling künden, der ohne, dass es ein Mensch verhindern könnte, unausweichlich den Winter enden lässt? Wir haben die Wahl, uns zu entscheiden, was wir wahrnehmen, was wir bedenken, was wir durch uns an andere Menschen weitergeben, dies doch nur – weil es uns erfreut und wir den Anderen an dieser Freude teilhaben lassen mögen.
Unsinnigerweise könnte es auch unser Wille sein, das was uns stört, hinauszuschreien. Zu warnen, Angst in uns zu hegen und dann diese weiterzugeben, weil wir mit diesen, unseren Gedanken nicht glücklich sind. Die Frage ist nur: Wozu dient dieses Tun?
Betrachtet man die Erfahrungen seines Lebens, wird man sich irgendwann dessen bewusst, dass jene Probleme, die scheinbar das Leben unerträglich machten, nur dort, wo sie entstanden, also in uns, gelöst werden konnten. Dies vollzog sich, da wir unsere Sicht des Umstandes, der Situation oder auch unsere Wahrnehmung, bezüglich eines anderen Menschen, in uns verändert hatten. In uns, nicht im Anderen, nicht in der Zeitung, nicht im Fernsehen, auf keiner Bühne der Welt, sondern in uns selbst. Wählt man andere Gedanken zu denken, verändert sich der Blick in die Welt, ganz ohne Mühe von allein.
Welch eine Gnade es doch ist, dass jenes, das uns erschaffen hat, uns auch die Macht dazu gab, uns selbst zu helfen und allzeit erlösen zu können. Erlösen zu können von Gedanken, die unseren Blick hin zum Dunkeln lenken, wo doch das Licht der Wirklichkeit, uns beständig in grenzenloser Fülle umströmt und liebevoll lebendig hält.
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