Frieden wählen, statt Konflikt

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Was ist ein Konflikt?

Ein Konflikt ist ein Zustand in uns, der auf scheinbaren Gegebenheiten oder auch tatsächlichen Umständen, auf einem Verhalten von uns selbst oder auch dem eines Mitmenschen basiert, mit denen wir nicht einverstanden sind,  beziehungsweise unsere eigenen Überzeugungen damit nicht harmonieren. Wir sind nicht einverstanden mit dem, was wir sehen und fühlen. Das Gesehene und Gefühlte übersetzen wir in Gedanken, die zum Widerstand (Angriff und auch Verteidigung) gegen das Wahrgenommene drängen. Und auch, wenn uns anscheinend im Moment die Hände gebunden sind, wird der Verstand in uns nicht ruhen, bis er eine Veränderungsmöglichkeit gefunden zu haben glaubt.

Was macht den Konflikt rund?

Während der Verstand nach einer Veränderungsmöglichkeit forscht, können wir nicht entspannen, sondern werden beständig neu angetrieben, mittels verstandesmäßigem Denken aus dem Konflikt zu entrinnen und somit aus jenem, daraus resultierenden Unwohlsein. Der Höhepunkt eines jeden Konflikts wird erreicht, wenn als letzte und einzige Lösungsmöglichkeit die Feststellung in uns bleibt: Entweder der oder ich, anders geht es nicht. Doch ein Blick in die Welt genügt, um einzusehen, dass das, was man hier halbblind als Lösung ansieht, in Folge wahrlich die Saat für jede Menge weiterer Konflikte bildet.

Also stets, wenn die Lösung eines Konflikts – als Ergebnis – Gewinner und Verlierer vorsieht, kann es keine wirksam hilfreiche Lösung sein. Zwar können wir uns für das Glauben, allgemeingültiger Überzeugungen entscheiden, wie zum Beispiel: Der Stärkere hat Recht. Wer gewinnt hat Recht. Wer bezahlt hat Recht. Wer das Sagen hat, hat Recht. Oder auch: Wer klein bei gibt, wird verlieren, allerdings in der Tiefe unserer Seele wissen wir genau, dass all diese Aussagen, nicht wirklich wahr sind. Denn ihre Wirkung besteht einzig und allein darin, dass der Konflikt vorübergehend schwindet und sich dann, nach unbestimmter Zeit, an anderer Stelle noch ausgeprägter zeigt, beziehungsweise bemerkbar macht.

Wie entsteht ein Konflikt überhaupt?

Jeder Konflikt wird zuerst in uns – mittels Vergleich, Wertung und Urteil erzeugt. Wenn das, was wir im Außen wahrnehmen, uns innerlich beunruhigt, ärgert, hilflos stimmt, beziehungsweise etwas als nicht gut genug, doch auch als zu gut befunden wird, und wir es nicht einfach so sein lassen können, wie es ist, wird der Verstand in uns zum Konfliktschmied. So ist der Mensch, nicht nur der Schmied seines eigenen Glücks, sondern auch eines jeden Konflikts, welcher jemals seinen inneren Frieden – mit Aufruhr überflutet.

Eine Empfehlung zur Lösung:

Loslassen. Erforsche nicht den Konflikt. Suche nicht nach Schuld und Unschuld darin. Und nimm um Gottes Willen, nichts persönlich.

Beobachte lediglich deine Gedanken diesbezüglich, und beende den Kampf mit jeder Illusion im Geist – Schritt für Schritt. Illusionen sind Vermutungen, Unterstellungen, Fantasien, die zwar sein könnten, jedoch im Gegenwärtigen nicht sind. Lasse nicht nach, in deinem Bemühen, die Dinge ohne Emotionen zu sehen. Kehre beständig zurück, in das wahrhaft Gegenwärtige. Dort ist kein Konflikt, und nur das ist deine Wirklichkeit in diesem Moment. Der konfliktfreie Moment endet nie, wenn du ihn im Geiste nicht erneut und freiwillig, mit Vergangenem und Voraussichtlichem verknüpfst. Nur das Jetzt ist nahtlos verbunden, und zwar mit all dem, was wirklich ist.

Ein leichtes Beispiel:

Du gehst die Straße entlang und ein Nachbar eilt an dir vorbei, ohne deinen Gruß zu erwidern.

Legst du offiziell Wert auf korrekte Umgangsformen, wie immer diese auch für dich aussehen mögen, wird sich der Verstand in dir Gedanken machen, bezüglich des Verhaltens vom Nachbarn. Dann wird er dich fragen, wie es nur sein konnte, dass der Nachbar nicht gegrüßt hat.

Ist dein Verstand überwiegend eine, sich um andere Menschen sorgende Einrichtung, wird er beginnen, sich Sorgen um den Nachbarn zu machen. Neigt unser manchmal höllischer Berater, allerdings mehr zum egozentrischen Weltbild, könnte er dir auch etwas von Unhöflichkeit erzählen, deren Ursache mit Sicherheit in der Kinderstube des Anderen zu finden ist.

Der Erstere wird sich kümmern wollen, der Zweite wird nach Abstand verlangen. Doch in Wirklichkeit weiß weder der eine, noch der andere, was den Nachbarn tatsächlich derart an dir vorbei trieb, dass er zu grüßen vergaß.

Die Wirklichkeit ist, dass da ein Mensch an dir vorüber lief und nicht gegrüßt hat. Dieses anscheinende Versäumnis kann aus tausenderlei Gründen passiert sein. Du weißt es nicht. Der Mensch war in Eile, also hat er dich eventuell einfach nur nicht gesehen und gehört. Dir ist kein Schaden daraus erwachsen und für dein Glück im Jetzt – ist die wahre Antwort gar nicht wichtig. So gehst du weiter und erfreust dich an dem, was du siehst und mit Liebe grüßt.

Ein schwerwiegendes Beispiel:

Jemand hat zu dir etwas Verletzendes gesagt, und nun weißt du nicht, wie du darauf reagieren sollst.

Bist du sensibel, wird dein Verstand dir zum Leiden raten. Ist dein Verstand wendig, wird er dem Gesagten, keine Antwort schuldig bleiben und etwas zurückwerfen, was seine Wirkung beim Anderen nicht verfehlen kann. Daraus entwickelt sich dann oft ein langatmiger Konflikt – in uns, der im Körper und im Außen Spuren zeitigt.

Die erste Wirkung in uns, ruft meist nur ein Erstaunen hervor, dass im günstigsten Fall die Sache mittels friedvollem Schweigen beendet. Auch wir haben uns schon  in Rage gesteigert und dann Dinge geäußert, die wir, wie man danach erkannte, niemals ernst gemeint haben können. In diesem Schweigen kann der andere sich besinnen und die Äußerung überdenken.

Das Schweigen hat in diesem Zusammenhang nichts Bedrohliches, vielmehr ist es total natürlich. Denn auf etwas zu antworten, was offensichtlich einer Fehlsicht entsprang, birgt keinerlei Sinn. Weder für uns, die wir nicht wissen, was im Gegenüber gerade vor sich geht, noch für den Anderen, der mit hoher Wahrscheinlichkeit gar nicht das hört, was man antwortet. Uns eventuell sogar nicht einmal wirklich erkennt, wenn er unsereins zum Beispiel, mit einem Hornochsen, einer blöden Kuh oder Ähnlichem verwechselt. Er sieht sich in seinem Gegenüber. Hilfreich kann jedoch hier lediglich die Wahl dessen sein, was du und ich in ihm sehen wollen. Konflikt oder Liebe?

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