Einsichten 2

.

In gewisser Weise kann man einsehen, dass es nicht das Leben ist, welches sich verändert, sondern wir selber es sind, die alle Dinge in unserer Eigensicht neu beurteilen, aussortieren oder auffrischen. So passiert es dann auch, dass so manches wenig – bis gar nicht mehr – wertgeschätzt wird, dem man zuvor in Liebe und Treue viel Aufmerksamkeit widmete. Manchmal kann ich es im Rückblick kaum noch fassen, wie blind, unfreundlich und echt schräg drauf, ich vergangnerseits dem Nächsten gegenüber war, ohne dass mir das Herz stehenblieb.

Doch Gott sei Dank, kann ich stattdessen nun erkennen, dass jemandem an’s Bein pinkeln zu wollen, oder gar in Gedanken das Licht auszuknipsen, weil dieser öftermal den einen oder anderen Fehler macht, wahrlich Schwäche ist und dementsprechend keineswegs von Stärke zeugt. Nämlich jener Stärke, die alles Heilen und auch Berichtigen kann, was man einst selber und der Andere ebenfalls – aus Schwäche tat. Die Stärke der Liebe heilt sogar die Wunden in der Vergangenheit. Im Zustand der wahren Liebe, kann man niemandem mehr etwas übel nehmen, was dieser uns scheinbar einstmals antat.

Man kann vergeben, und vieles sieht man liebend im anderen Licht und kann mit Erstaunen erkennen, die Schatten, die einst so bedrückend wirkten, gibt es jetzt nicht mehr oder gab es gar nie.

.