Die Gabe
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Stell dir einmal vor, du würdest anhand deiner Erfahrungen erkennen, dass alles, was du je gegeben hast, in irgendeiner Form zu dir zurückkehrte. Gerade so, als ob es jemand wieder vor deine Tür gekehrt hätte. Und dies würdest du so klar und deutlich einsehen, dass du es nicht mehr wirklich vergessen kannst. Also zum Beispiel, du schreist jemanden an und dieser Jemand schreit zurück. Oder auch, du schubst, lügst, betrügst und wirst geschubst, belogen und betrogen. Manchmal sofort, manchmal an anderer Stelle in deinem Leben. Im ersten Augenblick wäre dieses zu erkennen schon ein bisschen erschreckend, doch dann kann man nur noch das Erlösende darin fühlen. Und dies verbunden mit einem Erfahren von Frieden, der wahrlich nicht von dieser Welt stammen kann.
Wie würdest du dich dann fühlen, wenn du jemanden schlägst, mit Wut überschüttest oder einen anderen Menschen, gut verborgen in deinem Denken, in einen Mantel aus dunklen Gedanken und Urteilen hüllst? Ich frage lediglich, da du ja nun wüßtest, was du da tust und dass dieses Tun, nicht ohne Folgen bleiben kann. Da alles, was du jemals denkst, sagst und tust nur eine Runde dreht, bis sich der Kreis wieder schließt und der Absender empfangen wird, was er zuvor gab.
Vielleicht gehörst du auch nicht zu den Schlägern, den Wütenden und Schreiern, doch zu den urteilend Denkenden schon. Niemand, der in dieser Welt weilt, ist nicht in irgendeiner Art und Weise mittels seiner Gedanken beteiligt an ihr. Man hat früh gelernt, dass es ohne gar nicht geht. Und man beteiligt sich vom Detail bis überall und jederzeit. Je mehr, umso besser. Oft sogar dort, wo man gar nicht ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit, auch niemals sein wird. Man wähnt sich in den Köpfen und Sinnen der Anderen und glaubt zu wissen, wie diese ticken. Besonders, wenn man mit dem eigenen Leben, nicht in Frieden ist, fällt es sehr schwer, dies mit dem Leben des Anderen zu sein.
Dabei gibt es gar keinen Grund, unzufrieden zu sein. Unzufrieden mit sich selbst, dem Anderen, dem Leben und der Welt. Denn nun weiß man ja, wie der Hase läuft und kann die kleinen Igel in sich besänftigen. Besänftigen mit dem Frieden, den man von Geburt an so ungeahnt in sich herumträgt und selten frei von Widerstand, als die eine und ewig verfügbare Möglichkeit akzeptiert, die zu geben, immer hilfreich wirkt. Hilfreich für alles und nicht nur für das, was sich anders – gar nicht mehr auflösen läßt. Oft genug hat man es ja versucht, ein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis zu erreichen, also mit all den weltlich empfohlenen Mitteln und Möglichkeiten. Doch solange man nicht Frieden gab, konnte auch kein Frieden zurückkommen. Und letztendlich war es immer nur das, was man wirklich wollte.
Nun ist man vernünftiger und gibt wo immer es paßt aus der inneren Quelle, die ewig fließt. Uns, dich und mich, mit Leben, Frieden und Freude nährt und offenbar mehr liebt, als wir bisher selber dazu fähig schienen.
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