Versuchungen

von Luxus Lazarz

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Die größte Versuchung, der ich jemals im Leben begegnete, war jene, mich dem Glauben hinzugeben, dass ich wüßte, was das Leben ist und wie man es, um darin glücklich zu sein, gestalten muss. Diese Versuchung war sowohl zeitbestimmend als auch raumergreifend, beinahe beständig in meinem Leben aktiv. Im Rückblick erkannt, gab ich der Versuchung nie nach, vielmehr hielt ich mich für diese selbst. Denn ich hatte ihn mir selber freiwillig angeeignet, diesen Glauben, dass ich etwas werden müßte, irgendetwas sein, was bedeutungsvoll erscheint. Damit es auch die Welt und darin manch sogenannter Andere, sehen könnten und mich dafür loben, anerkennen und lieben müßten. Ein Ziel, welches mir keinen Frieden brachte, wie mir allerdings erst im vorgerückten Alter einsehbar ward.

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Gott sei Dank, gibt es kein zu spät! Und obwohl man in der Bibel lesen kann, das Ersterer verlautbart habe, dass man Ihn nicht in Versuchung führen solle zu retten, was sich selbst in Gefahr brachte, kann man doch im eigenen Leben in der Rückschau entdecken, wie oft Gott Selbst dieser Versuchung tatsächlich nachgab. Wahrscheinlich hat es sogar bereits ein Jeder, der jetzt hier liest, in seinem Leben erfahren. Womit ich jene Wunder meine, die auch im Leben eines, am weltlichen Maßstab gemessen, gewöhnlichen Menschen erscheinen, wenn er die Versuchung aufgibt, unerschütterlich glauben zu wollen, er wüßte wirklich, was er gerade tut, wie ihm geschieht und könne es, in erinnerbar unbewährter Art und Weise, eigenköpfig wieder in den Griff bekommen.
In dem Moment, in dem man anerkennt, dass dem zweifelsfrei – nicht so ist und demzufolge, auch nie so war, wird dieser versuchende Glaube nämlich erschüttert und gibt damit Raum für das Erscheinen eines Wunders frei. Dabei braucht man nicht einmal Gott anzurufen, wenn man in Bedrängnis scheint und auch nicht an Ihn glauben. Das Wunder fällt dennoch zu, da Gott alle Seine Kinder bedingungslos liebt. Und stets kommt es, wie es gebraucht wird und niemals so, wie es dem Verstand vorstellbar war. Nicht immer scheint es uns Willkommen, doch in der Rückschau eingesehen, war es allemal hilfreich.

Viele Versuchungen gab es in allen Lebensjahren. Ob an Gott zu glauben, auch eine Versuchung ist, weiß ich gar nicht. Wenn ja, dann war es sooo gut, dieser Versuchung nachzugeben, um ein in der Welt unstillbares Bedürfnis, in mir selber stillen zu lassen. Gott zu suchen, ins Innerste zu hören, zu fühlen und anzuerkennen, dass da wahrlich nur reine Liebe ist, heilsame Stille, überraschend viel Freude und sonst nichts. Dies stets dann, wenn jenes, was ich glaubte sein zu wollen, erwartungslos in mir schweigt. Sich selbst vergißt und die Welt still beschaut, ohne Widerspruch oder Benennung. Sodass die Welt augenblicklich in einem Licht erscheint, das von keinerlei gedanklichen Schatten mehr getrübt wird.

Wie lange man jedoch diese Schau der Welt aushalten kann, in ihr verweilen, erweist sich mir nun mehr und mehr als ein unvorstellbares Abenteuer. Ein Weg, auf dem man beharrlich und sich mehrend freudvoll lernt, den Willen Gottes in allem zu erkennen, was einem begegnet sowie auch im Vergangenen widerfahren ist. Und man lernt, alles Licht im scheinbar Ungewollten zu sehen. Erkennt gar, wie bedeutungslos das Gute ist, wenn es der Versuchung entspringt, gut oder besser sein zu wollen. Man beginnt wieder zu lieben, wie ein Kind, fraglos, demütig und ganz. Sie sind einfach unbeschreiblich schön, jene sich ausdehnenden Momente in der Zeit, in denen man sich sicher in Gott weiß und mit allem verbunden, was im Jetzt wirklich ist.

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Die Freude sei mit Dir! Danke, dass Du hier liest.

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