Urvertrauen – 2

von Luxus Lazarz

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Man hat es, nur erinnert man sich – noch nicht genau, wo der Verstand es – in sich ablegte, abheftete, wegsortierte. Man sucht im hauseigenem Bildarchiv, nach verschütteter Erinnerung, oftmals vergeblich. Das scheint tatsächlich ein Problem zu sein, doch mit Sicherheit – kein ernsthaftes. Denn wie man aus Erfahrung weiß, muss wohl jeder lachende Lebendige – desöfteren im Urvertrauen sein, insbesondere dann, wenn es anscheinend, gar nichts zu lachen gibt. Dem widerspricht er offenkundig, dieser unangemessen lachende Mensch, und dies in einer wecksam charmanten Art, die oftmals jeglichen Widerstand im Umfeld, ganz ohne Worte auflöst. Das Urvertrauen, mit dem Lachen über Jahre zu halten, gelingt wohl eher selten. Jeden Moment verlachen, wäre auch nicht mein Garten Eden. Dafür hilft das Lachen vorzüglich, sich daran zu erinnern, dass es keinen Grund für Sorge gibt.

Das Urvertrauen ist ein Gefühl, das sich in Bildern nicht einformen lässt. Sehe ich in mir ein Bild, welches mit bestimmten Merkmalen dekoriert wurde, die mir das Urvertrauen vermitteln oder auch vorgaukeln sollen, sehe ich eher meine Ängste, anstatt eines tragfähigen Beispiels für das, tatsächlich gegenwärtig empfangbare Urvertrauen meines Lebens.

Jenes, in jedem Moment – in mir selbst wahrnehmbare Urvertrauen, ist so viel einfacher gestaltet – als es meinem Denken jemals begehrenswert erschien.

Es erfüllt und umhüllt mich vollkommen. Wenn ich mit dem jetzigen Moment verschmelze, derart zu einem scheinbar winzigen Punkt – in meiner Vorstellung von Zeit schrumpfe, weder an eine Vergangenheit denke, an ein Könnte oder Muss und auch dem Zukünftigen, mal einen Moment lang – nicht mehr vorauseile, dann bin ich mit jedem – mir Nächsten verbunden, fühle das Glück und die Geborgenheit im Einssein – im unendlichen Urvertrauen.

Es passiert beim Abwaschen,
es passiert beim Vögel beobachten,
es passiert beim Schreiben,
es passiert beim Kommentare lesen und beantworten.
Es passiert beim Kochen, es passiert vor dem Einschlafen,
es passiert beim Blicken auf eine Wiese,
es passiert beim Spaziergang,
insbesondere dann, wenn man auf ein Gewässer blickt.

Es erscheint im liebevollem Miteinander und
auch im Schweigen – ganz ohne Meinung.
Es erscheint beim Sitzen – im fahrenden ICE,
es erscheint auch in der U-Bahn …

und es kann überall passieren, erscheinen, einem jedem, weil es immer da ist, alles umhüllt und erfüllt, ohne sich aufzudrängen. Es hat keine Lücken und kennt keine Tücken. Im Urvertrauen fallen alle Lösungen zu, findet sich alles, was gebraucht wird. Verlieren sich jegliche Probleme, nach und nach ins nirgendwo.

Es ist ein wenig ungewohnt, diese Einfachheit und Sorglosigkeit zu ertragen. Es ist ungewohnt, weil es wie ein erfüllter Traum daher kommt, den man zwar niemals träumte und der dennoch, bemerkenswert unwiderstehlich erscheint und bleibt. Ist es der beständige Wille, diesen Traum zu erleben, und dabei alles zuvor Erträumte – weitestgehend hinter sich zu lassen, hat man die Macht der Liebe zum Gefährten – und deren Wille kann nicht scheitern. Sie ist das Meer des Universums, in dem der Schöpfer jeden Tropfen, jedes Licht gab und kennt, liebt und ewig im Urvertrauen leuchten lässt.

Wo könnte man mehr Urvertrauen finden, als in dessen Quelle Selbst?

 

Vertrauensvoll

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