Sei ohne Furcht
von Luxus Lazarz
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Seit mehreren Jahren ist da keine nachhaltige Furcht mehr in mir. Vielmehr breitet sich eine gewisse Teilnahmslosigkeit aus, ein überraschendes Desinteresse gegenüber all jenen Belangen des irdischen Lebens, welche mir über beinahe fünf Jahrzehnte, Halt zu geben schienen. Die sogenannten tragenden Eckpfeiler der Welt, die ich einst als die meinen annahm, verloren sehr an Bedeutung. Infolge dessen, erschien ich mir desöfteren selbst fremd – in der Welt, die mich allerorts umgab.
Ich dachte über Auswege nach. Doch kein Weg, den ich oft auch nur halbherzig ging, zeigte sich mir als wahrhaft erstrebenswert. Doch dann lernte ich zu fragen: Will ich mich fremd oder doch lieber geborgen fühlen? Zumindest vorübergehend, bis Gott mich zurück in den Himmel hebt. Letztere Idee gewann in meinem Leben, mehr und mehr an Boden, und nun bin ich einfach da, in jedem Augenblick, nichts erwartend und dennoch jederzeit bereit zum Antworten auf den tatsächlichen Moment. Dies genau in jener Art und Weise, wie es das Gegenwärtige offenbar verlangt. Nicht davor und nicht danach, sondern mittendrin im wahrhaften Geschehen, kann ich die helfende Hand geben, kann meine Ohren zum Hören öffnen und auch einfach nur Stille und Frieden sein, grad passend zu dem, was ich empfange und was wirklich gebraucht wird.
Vor etlichen Jahren glaubte ich noch, dass der Körper mein Zuhause sei. Doch dann erkannte ich, es ist nur der allumfassende Moment, jener einzig tatsächliche Augenblick, den es zu und in jeder Zeit gibt. Mein Zuhause in der Welt ist das Jetzt, mit allem darin, was ist, ist in meiner Wahrnehmung und somit in mir. Das Jetzt begleitet mich treu überall hin und auch wieder zurück, in den gottgebenen Geisteszustand, welcher der wahre Himmel ist. Der Körper dient dabei mir, dem Geist, der ich bin und nicht umgekehrt.
Ich versichere dir, wahrlich im Jetzt, gibt es nichts zu fürchten. Man kann sich nur vor dem Danach fürchten, doch das ist noch nicht, und wie es wirklich wird, wissen weder du noch ich. Denn rein gar nichts, in diesem Jetzt, trägt eine eigene Geschichte mit sich herum. Es ist lediglich ein winziger Teil in dir und mir, der dies so sieht und sehen will, basierend auf all den Erinnerungen, die nur noch Gedanken sind. Gedanken, die kommen und gehen, unzuverlässig und überwiegend sogar unpassend wiederkehren.
Im Jetzt ist alles frisch. Es ist immer da und alles darin ist noch unberührt, wenn im denkend formenden Blick, all die alten Deutungen und Schleier niederfallen.
Das Leben gibt dir und mir stets das, was man wirklich braucht und natürlich auch jenes, was man glaubt zu wollen. Woher sollte das Leben, woher sollte Gott auch wissen, dass jenes, womit sich der Mensch am Häufigsten beschäftigt, gar nicht das ist, was er für sich selbst auch will? Derart verdreht gestaltet nur der Mensch eine eigenwillige Vorstellung vom Leben. Das reine Leben im Menschen, sein reines Selbst ist ganz einfach und passt sich widerspruchslos allem Gewollten an. Da Es das kann und gerechtfertigerweise stets davon ausgeht, dass ein Mensch in sich lediglich Gedanken wählt, von denen er glaubt, dass deren Erfahren ihn glücklich stimmt. Dementsprechend heißt es auch trefflich, dass Irren menschlich sei. Doch das tatsächlich gegebene Leben – kommt von Gott, der vom Irrtum gar nichts weiß.
Fürchte dich nicht, denn nichts von all dem, was du befürchtest, kann wirklich sein, weil Gott es so, wie du denkst, dass es sei, nicht gegeben hat. Das pure Leben, dies gab und gibt Er wahrlich, doch all die Ängste, Sorgen und Beschwerden darin, hab ich mir tatsächlich selbst ausgedacht und mit Beharrlichkeit wahr gemacht, zumindest vorübergehend. Und sorge ich mich – in der Fülle des Jetzt – um das Morgen, dann tue ich es stets selbst. Angle nach furchtbaren Gedanken – in alldem, was gar nicht ist, noch nicht ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit, auch niemals derart sein wird, wie es die kranke Sorge in mir vorausdenken will.
Und wie hieß es so aufschlußreich in Lektion 338 des Kurses, „Nur durch meine Gedanken werde ich beeinflusst.“ Meine Gedanken sind wahrlich all jene, die mich das Fürchten lehren. All die Anderen, also die Gedanken, welche mich unbeirrbar glücklich stimmen, unterstützen, still und friedlich lieben lassen, was mir in der Wirklichkeit erscheint, diese Gedanken werden unmittelbar von Gott gereicht. In diesen liegt kein Widerstand gegen das, was ist. Sie schmiegen sich ein, geben eine andere Art zu sehen und bewegen mich dem Leben und mir selbst darin, liebevoll eine Chance zu geben. Die Chance zu hören, zu erschauen und zu erkennen, wie erstaunlich sinnlos das Alles hier ist. Was könnte sich da Freudvolleres anbieten, als nur noch die Gedanken Gottes zu nehmen und diese zu lobpreisen, in jener alltäglichen Welt, die mich tatsächlich umgibt?
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