Empfehlung des Tages 14

von Luxus Lazarz

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Der Kurs weist auf und führt den Bereitwilligen zu einer Form von Vergebung hin, die wahrlich gar keine Form besitzt. Diese formlose Art des Vergebens, lässt sich in nur einem Satz zusammenfassen:

Ich heiße die Wahrheit genauso willkommen, wie sie ist.

Ein Gedanke, aus dem sich zwangsläufig im Verstand des Lesenden die Frage erhebt, was diese Wahrheit ist, die willkommen geheißen werden soll. Aus der Sicht des Lernwilligen, erweist sich die Wahrheit als das jetzt und ewig Formlose, welches alle Form erfüllt, umhüllt, sich selbst bedingungslos verströmt und auch als Raum zur Verfügung stellt. Als ein Raum, in dem scheinbar alles Leben stattfindet, welches in Formen gebunden agiert, um eine Art des Seins zu erfahren, die es scheinbar von der Wahrheit trennt. Der Wahrheit des Einen, in dem alles ist, darin so nahtlos miteinander verbunden, dass das Eine ohne das Andere nicht sein kann.

Auch wenn diese formlose Wahrheit für den menschlichen Verstand keinerlei Sinn ergibt, ist jenes, was der Verstand niemals erfassen kann, doch wahrlich überaus fähig, Dinge und Umstände zu bewirken, die dem Verstand derart fremd und abwegig dünken, dass er garnichts derartiges erdenken könnte. Nur die Wahrheit ist inspirierend, der Verstand ist übergriffig, Erstere gewährt und dehnt sich aus, Letzterer sichert und begrenzt damit. Begrenzt die Erfahrung in deren Gänze, indem er vorab ein Urteil bildet und damit das Bekannte in vielerlei Form wiederbelebt.

Ich heiße die Wahrheit genauso willkommen, wie sie ist.

Hier folgt noch ein anschauliches Beispiel, mit dem Titel: Das Ei.

In der Küche fällt mir ein Ei runter. Es zerbricht genau in der schmalen Nische zwischen dem Herd und der Spüle. Das stimmt mich nicht froh, weil ich es sofort als einen unnötigen Mehraufwand beurteile. Innerlich will ich mich über meine Unachtsamkeit beschweren, das Wort Tolpatsch steigt in mir empor. Leicht bin ich versucht, mich im Kopf, über die Enge in der Küche zu beklagen, um mich zu entlasten und der Besitzerin dieser, wiederholt die Schuld für mein Versagen zuzuschieben. Doch all dies tue ich dieses Mal nicht, stattdessen greife ich still zum Lappen und einem Küchenkrepp, wische still das Maleur weg, atme sanft und gedankenlos, setze dann meine vorherige Arbeit fort. Kaum eine Minute ist vergangen, schon höre ich wieder die Vögel im Garten singen und die Lästerstimme in mir, ist wahrlich spurlos verschwunden. Ich nahm die Wahrheit an, wie sie kam und anstatt des üblen Nachgeschmacks, den mir der Wahrheit Abwehr stets zuvor einbrachte, hinterließ die Wahrheit einzig Freude und Stille in meinem Innersten.

Im wahrsten Sinne des Wortes wurde hier Zeit gespart. Zeit, die ich nicht mit dem Verbreiten und Auswälzen von Vermutung und Urteil vertan habe, sondern der Wahrheit zur Verfügung stellte, damit allein diese, darin ihre Samen aussäen konnte. So erkenne ich, etwas still und ohne Kommentar zu berichtigen, ist auch eine formlose Art der Vergebung – sich selbst zu vergeben und damit auch jedem Anderen.

Es genügt, dies einmal bewusst zu tun, um es nie wieder ganz vergessen zu können. Ohne Zweifel wird es sich mehrend – als die einzig rechte Art erweisen, mit den Brüdern, Schwestern, Dingen und Belangen der Welt in Kommunion zu bleiben.

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