Kursgerecht 6
von Luxus Lazarz
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Die Idee ist heilig.
Die Idee ist heilig. Dies ist so, weil die Idee sich nicht selbst erfunden hat. Genau betrachtet wurde sie gegeben, gegeben in den Raum, in welchem die Idee ihre ganze Wirksamkeit aus sich selbst heraus entfalten kann. Jede Ideologie wiederum, die sich um eine Idee herumwickelt, hat mit der Idee an und für sich – nichts mehr gemein. Je mehr und enger gewickelt wird, umso mehr schwindet die wahre Gestalt der Idee aus dem Blickfeld der Verwickler. Bis man die Ursprünglichkeit, der einst so leuchtend hellen Gabe des Geistesblitzes, gar nicht mehr wahrnimmt. Stattdessen lernt man, allem eine eigene Bedeutung anzukleben, die vorübergehend wichtig erscheint, es jedoch seltenst bleibt. Man hängt beharrlich an dem Gewohnten, besonders in sich selbst. Sodass man weiter darin fortfährt, Gedanke für Gedanke auf das Reine zu legen, bis diese einen dichten Schleier bilden, auf dem sich nur noch schattenhaft, die von mir erdachte Welt abbilden kann. Also meine eigene und überwiegend unhaltbare Idee, von dem was ich bin.
Trägt man sie allerdings ab, all diese unaufhörlich im alltäglichen Datenkarussell bemühten Gedanken , lassen diese sich aus der Zeit lösen und treiben im steten Fluß der Stille vondannen. Derart kann man der Idee, tatsächlich und auch wirklich wieder näher kommen. Dem reinen Selbst näher kommen, der wahren Idee, die Jenes in uns sah, dass dich und mich im Geist erschaffen hat.
Die Idee ist heilig, denn sie kann nicht zerstört werden. Man kann die Idee zwar in Scheiben trennen und aus diesen dann etwas Eigenes in der Fantasie erbauen, doch wirklich zerstören, verletzen, beschädigen, kann die Idee niemand. Die Idee wird in ihrer Quelle wohl und sicher gehalten, in der Quelle, die sie gab, also die Idee gab und auch ihr die Welt gab, in der die Idee ausgeträumt werden kann.
Das Wesen der Idee gleicht einem Samenkorn. Bereits in dem Samenkorn ist alles enthalten, was das Samenkorn wirklich wissen muss. Im Samenkorn steckt der Bauplan und auch die Funktion des Samens. Also die Bestimmung dessen, was aus dem Samenkorn erwachsen wird.
Wenn nun jedes Samenkorn im Erdenreich, nicht nach seiner Bestimmung und einem wohlgefälligen Entwicklungsplan suchen muss, sondern absolut natürlich aus dem schöpft, was in ihm bereits enthalten ist, warum handhabe ich, der Mensch, es anders? Warum gleiche ich dem Baum auf dem Feld, der nach Brüdern Ausschau hält, die ihm sagen können, was er ist und wieso er hier steht? Noch nie sah ich einen derart dummen Baum, doch dafür sah ich jeden Tag mich.
Die Idee ist heilig. Was hab ich nur daraus gemacht? Na ja, was soll’s, wunderbar es Jetzt zu erkennen, dass die Idee heilig ist und auch sich selbst nicht zerstören kann. Zwar hatte es manchmal den Anschein, doch dieser trog, weil es ja nicht die Idee ist, die man sieht, sondern lediglich die Schatten der eigenhaften Gedanken über sie. Beziehungsweise die Sichtweise dessen, was ich zu wissen glaube, über das, was ich bin.
Die Idee ist heilig. Das ist eine himmlische Versicherung, die gar nichts kostet und rund um die Uhr sowie in der ganzen Welt Gültigkeit hat. Endlich mal ein Gesetz, das zu merken leicht gelingt. Nur vier Worte in Harmonie vereint. Die Idee ist heilig.
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Unbedarfte und junge „Selbste“ werden leider „gespielt“ in dieser Welt der Ide.ol.ogien, gefüllt und geschliffen – derzeit und allzu oft redet man Ihnen ein, daß sie dieses Selbst haben und paradoxerweise zugleich, daß sie es eben nicht haben.
So kann man dann schnell ein anders Selbst kreieren, über ein „anderes (falsches?)“ Selbstbewußtsein bis hin zu einem Selbstwert – obwohl das schon die „hohe“ Schule ist –
Bleibt die Frage, wo ist denn dieses Selbst?
Schaue ich mir die Forschungen über Säuglinge bis hin zum Kleinkind an, so wird hier postuliert, daß diese Abgrenzung erst zu einem gewissen „Zeitpunkt“ geschieht?! Platt gesagt: Es gibt kein „Dein“ und „Mein“ für diese reinen Lebewesen – ergo gibt es dann ein „Wir“?
Ich klinke mich ad hoc jetzt aus,
wohl auch, wgen und weil der Sehnsucht, die da in mir schlummert und allzu oft rebelliert …
Alles Liebe dir, wertes und holdes Luxus-Kind,
Raffa.
Geliebter Raffa,
Dankeschön für deine Gedanken zum Beitrag. Dieses reine Lebewesen sind wir immer noch, beziehungsweise sind es wieder, wenn in uns kein Gedanke ist. Da gibt es dann auch kein Dein und Mein, auch kein Ich und kein Wir. Was ist – in diesen Momenten, ist dann einfach da, ohne dass es benannt werden braucht. So empfinde ich das.
Zum Selbst und dem Konzept, das wir davon in uns hegen und pflegen, gibt es im Kursbuch natürlich auch mehrere Kapitel. Mehr dazu, fasse ich in einem der folgenden Beiträge gern einmal zusammen.
Dir auch alles Liebe und
schöne Abendgrüße
Luxus
Gedankenlos?
Du siehst mich, liest mich etwas verwirrt …
und was ist denn da, wenn es kein Wir gibt?? – das Sein??? in welcher Vielfalt???
Hast DU Antworten, zum Reinfühlen, zum Erkennen, zum Zuhause sein???
Alles Liebe,
Raffa.
Ich versuche es mal. Der Gedanke WiR sind die Wünsche im Raum. Also unsere Wünsche, die beständig vorübergehender Natur sind. Das Wir verändert sich vor unseren Augen, weil ja auch du und ich sich verändern. Bleiben tut letztendlich nur der eine Wunsch, welcher wie du weißt – eine tiefe Sehnsucht ist, nach all jenem, womit man sich geborgen fühlt. Die Welt bietet zwar viel an, doch nichts ist sicher, beziehungsweise echt in ihr. Nur in uns ist das Echte. Hat man einen Blick darauf erhascht, einen Vorgeschmack im Empfinden empfangen, kann man es auch im Anderen sehen. Also das Echte, was alles miteinander verbindet. Aus dem Wir wird dann ein Eins, was kein Wir mehr sein kann, es sei denn, man spricht sich selbst – mit Eure Hoheit an, oder so. 🙂 Geliebter Raffa, du wirst doch bestimmt Momente der Stille kennen, in denen kein Gedanke deine Sinne trüben kann und du dich auch ohne den Denkzwang echt wohl fühlst. Nicht nur nach dem Sex oder so, ist man zum Beispiel gedankenlos und einfach nur glücklich und zufrieden mit dem, was war und ist. Man fühlt sich selbst. Eventuell ist ja auch das Buch vom kleinen Prinzen nur so kurz, weil der eben nicht so vielfältig gedacht hat, sondern mehr gedankenrein am Wahrhaften teilnahm. Fühlbare Grüße * Luxus
Danke für deinen Langmut, wertes Luxuskind.
Es fällt mir immer noch schwer, diesen Gedankengängen zu folgen. Das Eins werden und sein, da kann ich widerstandslos andocken, beim Gedankenlos-sein habe ich so meine Schwierigkeiten, denn Gedanken bleiben bei mir – ganz gleich, in welcher „verbindenden Situation“ fließen sie. Sie, die Gedanken sind dann jedoch ohne „Störgrößen“, verbindend beschwingt und doch voller Kraft, mal laut und oft auch leise — und sie besitzen eine einzigartige, bleibende Intensität. Diese „Gedanken“ brauchen dann auch keine oder wenige Worte – die anderen „Sprachen“ in uns übernehmen dann – und doch ist dieser Austausch in enormer Breite und Tiefe da …
Von daher bin ich oft genug noch dieser kryptische Legastheniker, der mit den Kommunikationsschwächen hier in dieser Welt.
Danke für deine Worte,
Raffa.
Geliebter Raffa,
Danke fürs Lesen. Gern stimm ich dir zu, es gibt wahrlich Gedanken, die in keine Worte passen und absolut kraftvoll sind. Für mich sind das die Gedanken Gottes, weil ich sie nur gefunden, doch nicht gemacht hab.
Dass die Kommunikation in der Welt schwächelt, liegt laut Kurs daran, dass es dort gar keine gibt. 🙂 Was empfindet du als verbindlich in der Welt?
Grüßchen * Luxus