Revision

von Luxus Lazarz

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Es heißt, dass die Wahrheit immer einfach sei und nur der Verstand, beziehungsweise das Ego im Menschen, sich komplexe Probleme erdenken kann, denen es stets bei genauer Draufsicht an Wahrhaftigkeit mangelt. Betrachte ich mein Leben rückwärts, ist das wahr. Es gab keine Probleme in meinem Leben, deren Erfinder und Betreiber – nicht ich selbst gewesen bin. Heute weiß ich, wie viel von alldem, was ich einst als Problem ansah – wirklich bedeutungslos war.

Woher weiß ich, dass es jetzt nicht wieder so ist, und ich Schrecken in etwas sehe, wo gar keiner steckt? Ist mir das Probleme finden, gar zu einer lieben Gewohnheit geworden? Sollte meine ganze Vorsorglichkeit letztendlich sinnlos sein, vergebliche Müh und Bangigkeit, etwa Zeit vertan mit absurder Angstmacherei?

Jetzt erkenne ich, solange ich beständig von mir scheinbar Bekanntem umgeben bin, sind meine Gedanken konform damit. Ich sehe das Gewohnte, denn ich erwarte gar nicht, etwas Anderes zu sehen. Wenn ich zum Beispiel die neue Frisur meines Partners erst dann wahrnehme, nachdem dieser mich – Stunden nach dem Ereignis – darauf hinweist, dann habe ich davor etwas gesehen, was gar nicht da war. Was sah ich denn da? Nur eine Erinnerung, die mir – wie gewohnt – vor die Augen kam. Eindeutig sah ich Bedeutungsloses, denn was ich sah existierte nicht mehr, war nur noch ein Bild aus dem vergangenen Tag in mir. Und hätte der Partner nichts gesagt, wie lange hätte ich dann wohl – nur mit der Erinnerung weiter gelebt?

Mein Gott, bitte, liebe mich wach, damit ich all meine Irrtümer einsehen und in Sanftmut auflösen kann.

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