Verkehrte Sicht

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Nicht erst der Kurs, brachte mich mit dem Gedanken in Berührung, dass die Welt auf dem Kopf steht und dementsprechend vom Menschen, nicht als das erkannt werden kann, was sie ist. Doch eröffnete mir das Lesen im Kurs eine tiefere Einsicht – in die Wirklichkeit meiner Erfahrungen. Kurz gefasst ist die Welt, in der ich mich unausweichlich bewege,

die synchrone Widerspieglung dessen, was man träumend als eine, beziehungsweise eigene Wirklichkeit anerkennt.

In dieser Wirklichkeit sieht man, was man in sich vorsah – um es für wahr anzunehmen, wenn man hinblickt, wo man hinblickt. Der Mensch überträgt seinen inneren Vordruck unmittelbar auf das – was ihm scheinbar bewusst und auch zufällig begegnet. Dann sieht er das, was er vorausdachte – auf sich zukommen und denkt, er wäre im Recht, wenn er alles derart vorsieht, wie es ihm grad in seinen weltlichen Kramladen passt. Dies im Guten, wie im Schlechten angewandt, glaubt der Mensch sogar letztendlich daran, dass er allein entscheiden kann, was gerecht ist und was nicht.

Reine Einsicht

Jedes Mal, wenn ein Mensch denkt, dass er sich nur auf sich selbst verlassen kann, ist dies ein gedanklicher Akt der Trennung von der eigenen Schöpfung und von Gott – in dem alle Schöpfung stattfindet. Zwar kann der Mensch das Feld der Liebe des Schöpfers – nicht wirklich verlassen, doch er kann so tun – als ob, und somit tatsächlich in seiner privaten Schöpfungsnische, dementsprechende Wahrnehmungen machen, die allesamt zwar fehlerhaft sind, doch für den Träumer der Illusion zweifellos echt wirken. So trennt sich der Mensch vom Rest der Welt, die ihm gestohlen bleiben kann, weil nur er weiß, was das Beste für ihn ist.

Da alle Illusionen zwangsläufig in Enttäuschung enden müssen, führt der Gedanke des Menschen, sich lediglich auf sich selbst verlassen zu können, diesen in eine Einsamkeit, in welcher sich der Mensch dann ganz verlassen fühlt, verlassen von Freund und Feind, von der Welt und deren Göttern, von der Liebe getrennt, vom Leben ausgeschlossen. Er hat sich geirrt, der Mensch. Das Beste war genau das Gegenteil von dem – was ihm von der Bedeutung des Wortes her – in Aussicht gestellt ward. Dabei hat der Mensch das anscheinend Beste aus all seinem Wissen ausgewählt, aus allem, was ihm bis dahin bekannt war, dass es das Beste sein könnte – für ihn, den Menschen.

Doch in Wirklichkeit kommt das Beste stets auf den Menschen zu. Er kann es gar nicht aus dem Bekannten auswählen, denn oft kann man erst im Nachhinein erkennen, dass so manches überraschende Geschehen – einst das Beste war, was zum damaligen Zeitpunkt – überhaupt passieren konnte. Und das Beste kommt nie, weil der Mensch danach gerufen hat, denn bis zu dessen wahrhaften Erscheinen im Leben des Menschen, weiß dieser gar nicht – was für ihn wirklich das Beste ist.

Schattige Sicht

Der Mensch atmet, er lebt und ist weitestgehend gesund. Nur im Geiste nicht, denn da gibt es diesen kleinen Schatten im Verstehen. Ein übles Stimmchen, das immer wieder stänkert, vergleicht und urteilt, unbarmherzig Vorwürfe einbringt, gegen manches, vieles, alles und jeden. Inwendig ständig darauf besteht, dass dies ja wohl kaum das Paradies auf Erden sein könne. Nichts ist ihm wirklich recht, dem winzigen Schatten in des Menschen weiter Optik, er mäkelt mit Inbrunst, strickt Angst und Übermut in den Frieden des reinen Selbst.

Doch war es nicht gerade jener Schatten, der dem Mensch anfänglich empfahl, sich lediglich auf sich selbst zu verlassen? Der Welt den Stinkefinger zu zeigen, um dann ein tatsächlich eigenes Ding zu machen?

Im Licht geschaut

Ja genau, der war es. Da wir nun alle gemeinsam drauf blicken, einfach nur Licht geben, kann der Schatten sich verflüchtigen und hinter uns in der wahren Liebe abtauchen. Also jener Liebe, aus der wir kommen, in der wir sind und bleiben, da das Göttliche uns ein ganzes paradiesisches Leben gab. Auch wenn man es bisher nur Teilzeit lebt, es findet statt. Dies jenseits von verständlichen Gesetzen und allen Zeitformen, die jemals ein Mensch sich ausgedacht hat.

 

Nachtisch

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