Notiz zur Wahrnehmung

von Luxus Lazarz

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Heutzutage kann man sich dessen bewusst sein, dass nichts – was vorübergehender Art und Form ist – wahr sein kann. Denn das Wahre gilt ewig und dies unabhängig von Ort, Vorbild und Zeit.

Du und ich, wir sind wahr – in diesem Moment. Jedes Foto von uns kann nur das Vergangene zeigen. Der Moment, den das Bild ausgeschnitten hält – ist vorbei, vergangen, abhanden gekommen. Nichts können wir tun, um diesen Moment nachträglich zu verändern, ohne uns des illusionären Tuns darin gewahr zu sein. Obwohl wir uns erinnern können, welche Gegebenheiten über den Ausschnitt des Bildes hinaus zu sehen waren, ist auch dies nur ein Ausschnitt von einem für menschliche Augen unüberschaubarem Ganzen. Wie wir jetzt sind, wussten wir damals noch nicht, wiederum – wie wir damals waren – dessen sind wir uns erst jetzt gewahr.

In seiner reinen Gegenwärtigkeit hat der Menschen also weder eine wirkliche Ahnung von seiner Zukunft, noch ein bleibend festes Standbein in der Vergangenheit. Nur was ihn gegenwärtig umgibt, das kann er beherzt ergreifen und nach dessen Sinn für sein Leben befragen.

Was er liebt, das wird er kaum hinterfragen. Es genügt ein Blick, ein Schmunzeln, ein sanftes Glücksgefühl, um dem zuzustimmen, dass Liebe niemals sinnlos sein kann und stetig bereichernd wirkt. Wiederum jene Antworten, die wie aus einer Pistole geschossen im Kopf erscheinen, weisen auf die Verteidigung eines Teiles in uns hin, der dem – uns wahrhaft eigenen Wesen – nicht wirklich wohlgesonnen ist. Auch dann nicht, wenn dieser Teil es überzeugend vorgaukeln kann, dass er nur das Beste für den Menschen im Sinn hat. Es handelt sich dabei begreifbar um jenen winzigen Teil im Menschen, welcher vorgibt – mehr als sich selbst zu brauchen, um glücklich sein zu können, glücklich und in Frieden mit sich und dem Rest der Welt.

Beinahe jeder Mensch kann wissen, dass dieser Teil sich irrt. Das, was ist, ist nie genug für ihn. Lediglich kurz währt die Ruhe in uns, wirklich nah kommt man dem Frieden nicht. Trotz dieser offensichtlichen Unterscheidbarkeit, kommt es noch hin und wieder zu Verwechselungen – in unserem Innersten mit dem Irrigen. Dann denken wir jenes zu sein, was wir gar nicht sein wollen. Doch, dass man dieser Teil nicht ist, wird dem Menschen zum Beispiel leicht bewusst sein, wenn er im Moment eines Streits oder dessen Anbahnung, nur tief einatmet und alle rechthaberischen, angriffslustigen und kriegerischen Gedanken in sich fallen lässt. Dann ist man wahrlich die Stille, also  jenes innere Wesen, das bleibt. Selbst dann, wenn nie wieder ein Gedanke in dieser Stille erscheint, das Leben gibt sich beständig weiter und der Mensch kann es liebevoll wortlos entdecken.

In der Stille wird der Frieden fühlbar, dem Menschen erlebbar, welcher in seinem eigenen Innersten – ohne Ausnahme – eingewachsen ist. Die ungezügelte Wahrnehmung erweist sich oft im Nachhinein als trügerisch, jedoch der Frieden, welcher uns durch vorbehaltlose Erkenntnis zufällt – währt tatsächlich ewig.

 

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