Werte belichten

von Luxus Lazarz

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Ich gehöre einer Generation an, deren Vergangenheit auf Fotos, beziehungsweise Bildern, zum Teil nur in Schwarz-Weiß sichtbar ist. Das Farbfoto war damals noch nicht deutschlandweit verfügbar. Und somit erscheint mir heutzutage, die eigene Vergangenheit – manchmal älter und manchmal auch dunkler als es – aus damaliger Sicht – der Fall gewesen ist. Was im Grunde jedoch lediglich aufzeigt, dass Schwarz und Weiß allein, wohl niemals ein allumfassendes Zeugnis für das Leben malen und ausdrücken können.

 

Was ist ein Mensch wert?

 

Was bist du wert, weißt du es? Gefragt wird nicht nach dem Wert, den du – mit den kritischen Augen der Gesellschaft betrachtet – für dich anstrebst. Vielmehr frag ich, was bist du dir selber wert, ganz unbedingt, also nur für dich und unabhängig davon, was dir ein anderer Mensch an Wert zubilligt. Also dein dir tatsächlich bewusster Wert, der keinesfalls von Hochmut, Dünkel oder einem Gefühl von Überlegenheit getragen wird. Somit ein Wert, der im Außen nicht abstürzen kann, da er sicher in dir ist.

Angeregt wird deshalb, den individuellen Wert des eigenen Daseins zu erkunden, jenen Wert – der weder höher noch tiefer als der Wert eines Anderen liegen kann, da dein wahrer Wert mit nichts und niemand vergleichbar ist. Ein Wert, den du jederzeit und überall in dir fühlbar wahrnehmen kannst, gleichgültig ob du in der Gesellschaft anderer Menschen verweilst oder allein mit dir bist.

Fühl doch mal in dich, also in deinen Körper, direkt hinter deinen Bauchnabel, ganz ohne Plan und Ziel, einfach nur fühlen, wie du dich – ganz frei von  Gedanken im Kopf – innerlich anfühlst. Das Gefühl wird sich ausdehnen, bis in die Wirbelsäule hinein und aufsteigen bis in den Brustraum. Es richtet den Menschen im Innersten auf.

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Wenn du kannst, fühl weiter, fühl tiefer, bis zu jenem Punkt, wo du zu zappeln beginnst. Denn es ist das unverbrauchte Leben, was du jetzt fühlst, da tief in dir drin. Du trägst es einfach so und an jedem Tag mit dir herum, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was sie wirklich wert ist, diese beständig strömende Quelle in dir. Die Quelle des geliebten Lebens, welche munter in dir fließt, sich ausdehnt und stets einen Weg – heraus aus all deinen Ängsten und Sorgen – finden wird. Um dir immer wieder, einen weiteren Tag purer Lebendigkeit zu schenken. Lebendigkeit, jener Stoff im Universum, aus dem der Geist im Menschen – ideell und tatsächlich – alles machen kann. Wenn du zum Beispiel in den Spiegel siehst, dann erscheint dort dieser universelle Stoff in genau jener Form, die deinen fühlbaren Erwartungen entspricht.

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Der Geist des Menschen ist auch sein Schatz. Mensch kann den Geist verausgaben, flüchtig sein lassen, aber auch beherrschen oder sich von Trübnis und alten Geistern beherrschen lassen. All dies sind tatsächlich Abenteuer. Doch nur den eigenen Geist, in Sanftmut zu halten, wirkt sich stets erstaunlich freudvoll aus. Wiederum all die anderen vorgenannten Möglichkeiten, bewirken überwiegend Erschöpfung und enden desöfteren sogar ungeheuerlich.

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Kein Mensch kommt aus der Welt in sein Leben. Unbestreitbar wird der Mensch in natürlicher Art, durch eine Mutter in die Welt geboren und ist dabei im Innersten gesegnet – mit jener Energie des Lebens, die der Mensch allein, weder allumfassend verstehen noch mit Wollen erzeugen kann. Dazu bedarf es des wirksamen Geistes in der Form. Dieser ist allgemein im Menschen, als ein Ich getarnt, welches sich selbst und unbewusst Eigenschaften andichtet und kopierte Erfahrungen vorgaukelt, die in gewisser Weise der bunten Beute eines Jahrmarktbesuchs gleichen. Der Jahrmarkt ist die ganze Welt, in der man einen Stand, jedoch auch ein wohlfühlbares Leben sich aneignen kann.

Das naturgegebene Verstehen im Menschen, also das kindliche, doch ebenfalls das wachsame und gereifte, nimmt direkt wahr – all das, was im Moment wesentlich erscheint und nur dieses. Eine Tatsache, welcher das Ich im Menschen, sich stetig weiter seiner Beteiligung daran – bewusster sein lässt.

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Hat der Mensch gewissermaßen – den Geist in sich realisiert, dann ist auch der Quelle ursprünglicher Strom, wieder einwandfrei zu empfangen. Gleichgültig auch, worum der Mensch dann bittet, woran er denkt, was ihm wohlgefällig scheint, es kommt zu ihm, dem Urheber und Nutznießer der begrüßten Idee. Das Verlieren der Zweifel in sich selber, begünstigt die Annahme jeder erfreulichen Entwicklung.

Dieses – anfänglich überraschende – Passieren, wird dem Erfahrenden nachdrücklich für seine Fähigkeiten sensibilisieren. Mit Gelassenheit und bei klarer Sicht, kann der Mensch sich dann an jedes Wunder erinnern. Und folgend anpassen, an die Leichtigkeit, mit der sich sein Leben achtsam gestalten lässt und bei Bedarf, auch wieder verändern. Jetzt ist der Moment, in dem sich jeder Mensch auf der Erde bewusst sein kann, dass er keinen Pfennig oder Cent mehr und auch nicht weniger Wert ist – als ein anderes Lebewesen. Stattdessen, genau wie die Anderen – als menschliches Wesen – einen unvorstellbar reichen Geist besitzt, der in Liebe gehalten – keinen Wunsch unerfüllt und keine Frage ohne Antwort lässt.

Natürlich kann des Menschen Geist, auch für Andere wünschen, doch nicht für die ihm wahrlich unüberschaubare Welt. Denn die Welt, wie wir diese ausschnittsweise wahrnehmen, gibt es nur bedingt. Darüber hinaus ist die Welt überwiegend ein Gerücht, welches dich, lieber Mensch, seit Jahrhunderten von der Quelle und dem Schatz in dir selbst ablenkt.

Der Körper ist ein Acker, den der Geist in dir bestellt und die Quelle liegt mittendrin, darüber hinaus sind deine Saatkörner fruchtbar – wie nix sonst hier auf der Erde. Denn wir leben ja in dem, was wir als uns wahrnehmen. Um uns herum – gibt es selten eine Wüste, metaphorisch ausgedrückt. Somit dürfte der Wert deines Lebens unermesslich sein – zumal nur dein Geist allein – in dir Zugang zum Saatgut- und Quellbereich hat. Woraus eindeutig folgt, dass alles – was auf deinem Acker blüht, was dieser an Samen hervorbringt und als Leben ausreift – somit stets der eigenen Saat entspricht.

Bist du mit der Ernte nicht zufrieden, steht es dir frei – das Saatgut zu wechseln. Die Quelle wird alles zum Leben erwecken, was du beharrlich in den inneren Acker einbringst. Jedoch, all das flüchtig und eventuell sogar unbewusst durch ein Ich Gesäte, kann nur noch mittels Echo und Schatten – für dich in der Welt auftauchen. Dies sind die Lockrufe verblassender Erinnerungen, deren Energie gewandelt wird, während du bereits an einer weiteren Lebensart mitwirkst.

Klarheit im Geist und die Fähigkeit des Klarfühlens, erzeugen nun ein anderes Bild des Weltlichen. Eine sich erneuernde Art des lebendigen Seins, enthüllt sich aus uns Menschen selbst und dies facettenreich. Denn noch immer gilt für mich, den Beobachter, alles Leben kommt von Innen und wird auch dort – wahrlich vorgeformt, bestimmt, geheilt und neu erdacht. Dies ist eine weitere Tatsache, die jeder Einer in sich und auch dem Umfeld wahrnehmen und einfühlsam erkunden kann. Natürlich nur, wenn er will, oder das Leben ihn vorübergehend – durch unangenehme Entwicklungen – still stellt, nicht ab – nur still. Damit er in sich selbst die Ruhe finde, die ihm sein reges Umfeld anscheinend nicht gönnt.
So wird aus dem Missgeschick, letztendlich oft gar ein Glück, wenn sich der Mensch wahrhaft gestattet, dieses undurchschaubare Ganze hin und wieder, mit etwas Abstand erneut zu beleuchten. Kein Moment zeigt sich letztendlich ohne Wert. Und wenn du bedenkst, dass das Leben des Menschen – im Jetzt erkannt, sich aus einer ungezählten Ansammlung dieser wertvollen Momente zusammenwebt, ist der Wert dessen, was ein Mensch, was du wert bist, in all der Gesamtheit und Vielfalt – zwar in dir und mir fühlbar, doch weder mit Worten noch in Zahlen benennbar. Zumal dieser Wert, sich mit jedem Tag in deinem Leben fühlbarer macht und im gleichen Maße wächst, wie sich die Liebe durch dich – über alle bisherigen Grenzen hinaus offenbaren kann.

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