Mitten im Regen

von Luxus Lazarz

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Solange ein Mensch glaubt, mehr zu wissen als die Anderen, weiß er das unnachahmlich Wesentliche noch nicht. Ist sich der Einzigartigkeit des Einzelnen – wohl kaum bewusst, die dementsprechend und insbesondere, was das wissend Mögliche anbelangt, gar nicht allgemein bekannt sein kann. Jeder Mensch, an jedem Ort und zu jeder Zeit, weiß in sich all das, was er wissen muss, um zu sein, was er ist. Ein harter Stein, ein dunkler Punkt, ein leuchtend Klang im All des Lebens, der dir und mir, sich selbst begegnet, ganz unverhofft, Funken sprühend, doch auch so lala bis kaum erwartet und dennoch stetig passend, was die Vorgabe jeder Form der Dinge, im Innersten des Menschen anbelangt. Sogar alles Schräge wird perfekt zum Ausdruck gebracht.

So erinnert dich und mich alles scheinbar Ungewusste, auch nur an dich und mich, an unser Leben, wie es einst war und niemals wieder sein kann. Es erinnert an das Wunder der Bewusstwerdung, all jener überraschend zauberhaften Zufälle und Gelegenheiten, die das Leben dem Empfangsbereiten ganz eigensinnig stetig weiter unterjubelt.

So wie das Wesen des Kindes uns als Gleichnis für alles Vertrauen gilt, ist es der scheinbar Unverständige ebenfalls. Erst wenn ich dessen nicht Verstehen mitfühle, kann ich Worte, Bilder, Gesten wählen, die auch dem Anderen geben ein fühlend Verstehen. Wissend wird der Mensch geboren, ist auserkoren, genau jenes Leben aus sich heraus zu führen, welches in aller Gänze beliebt. Nicht mehr und nicht weniger wird ihn jemals zufriedenstellen, vielmehr als Berg- und Talbahn enden – anstatt den Einen sich stetig weiter entfaltenden Pfad des Lebens erblühen zu lassen. Ein Pfad, der das vorzüglich Unbekannte mir liebevoll nahe bringt, gar in mir fühlbar und somit unvergesslich bekannt macht.
Was das wahrlich Passende ist, dass weiß er gar nicht, der Verstand in mir. Nur das Bekannte ist ihm zugänglich. Lernt er zu unterscheiden, zwischen banalem Vermissen und der namenlosen Sehnsucht, öffnet sich die Tür in des Menschen Innersten.

Wem und was dem Menschen – hinter dieser Tür, im engen und auch weitem Raum dann begegnet, gleichgültig wer, er ist allen bekannt und kennt scheinbar niemand. Zögerlich beginnt er sich zu erinnern, lernt sich selbst nun neu erkennen, heilen und gar wertschätzen. Sowie er allumfassend eingesehen hat, wird er innerlich passend für das Außen gestimmt, dann singt, harmoniert, lächelt und teilt es alle Freude mit diesem. Ist da noch mehr, wird es vor der Ausgabe geklärt.

Es ist nicht der Wind, welcher das Wasser zum Rückzug treibt. Vielmehr sich hier die Kraft und Anziehung des Mondes zeigt, nach dessen Stand allein sich Ebbe und Flut bewegen, was zumindest den Norden in Deutschland anbelangt. Der Mond zieht an und stößt ab – das Viel und das Wenig, bleibt der Herr der Mitte zwischen beiden Zuständen, die die Welt bewundert und selbst dem Kleinsten in allen klaren Nächten spiegelnd offenbar macht, was im Bauch des Menschen wahrlich Fakt ist. Dabei handelt es sich wiederum um ein Wissen, für welches der Mensch noch keinerlei Worte braucht, allein Fühlen genügt. Wie bei einem Baby, dass gar nichts weiß und dennoch das gesamte, ihm liebevoll gewogene Umfeld, vollkommen unwissend, dennoch ohne Taktik, ohne Tricks mit der winzigen Hand im Griff hat. Ein Baby kann nur Liebe geben und bekommt dafür alles und mehr als es braucht. Jedenfalls dort, wo ich geboren bin, und nur das zählt für mein Leben, weil es das Einzige ist, was ich wirklich hab. Was Gestern war, muss ich nicht sein, es war ja schon, das leuchtet doch ein?

Die Welt, das Leben ganz innerlich durch des Neugeborenen Sinne fühlend annehmen. Es ist ein unbeschreibliches Empfinden sowie Vertrauen bar jeder Vernunft, erfüllt vom Sein und keinerlei Wollen, sodass der Verstand nur noch lachen kann. Denn satt und sauber sind wir nun und können ohne Hilfe in uns selbst empfangen, was sich im Umfeld formen mag. Jeder Mensch kann sich dort einfühlen, einen Becher mit Licht aus der Quelle schöpfen, wenn er vorübergehend vergisst, was Wissen wahrlich bedeutet. Es genügt, dem Ich ein Nickerchen zu gewähren, damit erwartungslos jenes bewusst empfunden werden kann, was ganz selbstverständlich war, bevor das Ich den Trampelpfad zu den Bühnen der Welt betrat. Heute sind es Autobahnen, die das Frische zum Alten führen, da die Bühnen sich stetig mehren, es viel zu zeigen und glaubhaft zu machen gilt. Wäre ich auf einer Autobahn geboren, entspräche genau dies meiner Natur. Doch so ist es nicht, mit der Natur fühle ich mich absolut in Eintracht, mit Beton und der rasenden Gelegenheit dagegen kaum. Die Erde ist mir das liebste Fundament, und sie ist – während ungezählte Welten kamen und gingen.

Wenn ich der Erde weniger vertraue als aller Welt, kann ich sein ein Held, ein Märtyrer, ein Schauspieler, ein Reicher, ein Armer, doch Einer und Alles zugleich ist keine Rolle, die da einfach schwimmt im Teich des Vergänglichen. Es ist mir, dem Menschen, ins Blut gegeben, Eins zu sein mit allem, was schon ist, alles im Umfeld zu fühlen, das schwingt in den wahrnehmbaren Lebenskreis. Nur auf das hat ein Mensch Einfluss. Mit der Mehrung des Bewusstseins entfaltet sich allerdings der Kreis, bildet neue Formen, belebt was passt, erweitert stetig um das Undenkbare und macht es annehmbar wahr.