Beziehungen

von Luxus Lazarz

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„… In einer romantisch-praktischen Beziehung verknüpft der Mensch sein Leben, mit dem Leben eines Anderen. Ein Mensch passt sich dem Leben des Anderen an, oder beide versuchen etwas nachzuleben, was sie in Filmen, Büchern, Träumen, oder auch dem Leben anderer Menschen, gesehen und gefunden sowie in ihrer Vorstellung individuell rund gemacht und idealisiert haben. Logisch ist, dass jenes Ich im Menschen, welches den Anderen später lautlos und auch lautstark kritisiert, in der Beziehung gewachsen sein muss, denn zuvor hatte es kein Gewicht. Zumindest gab es einen Moment, wo dieses kritische Ich, nicht anwesend war, sonst hätte der Gedanke der Beziehung, auch gar nicht keimen können.

Ist es nun möglich, eine rein romantische Beziehung zu haben?

Der Gedanke – eine Beziehung führen, drückt sich anders aus, als das Haben. Denn er sagt ganz klar durch den sich Beziehenden, dass dieser die Beziehung führt. Die Führung findet im Inneren statt, dort wird gedanklich vorgeformt und vorgefühlt, was die Realität erblicken darf. Ein Mensch, der eine Beziehung führt, ist für alles, was darin geschieht, selbst verantwortlich.

Jener, der eine Beziehung hat, will halten und nicht führen. Er ist meist der zufriedenere Teil in der Beziehung, jedoch auch oft jener, der verlassen wird.

Der Führer bewegt sich, der Habende empfängt und genießt. Wenn jene wesentlichen Eigenschaften des Menschen, in diesem in Harmonie miteinander tanzen und schöpfen, dann ist jede Beziehung, die dieser Mensch scheinbar hat, ein Blick in das eigene Schöpfertum. Damit ist es keine Beziehung mehr, sondern ein offensichtlich passendes Miteinander freier Energien.

Im Allgemeinen beinhaltet die Romantische Liebe den Gedanken, im Falle eines Falles, für den Anderen sein Leben zu geben, sodass zumindest das Geliebte weiterleben kann. Zwar auf ewig in Trauer, um den Verlust der Großen Liebe, dennoch liebt der Mensch im Romantischen weiter, bis der eigene Tod, die einst durch Tod getrennten Liebenden, träumerisch wieder vereint. Übel, oder? Das kommt dabei heraus, wenn der Verstand Liebe will. Liebe in Muster und Formen presst, brutal, aggressiv, urteilend und wertend, vorsorglich, furchtsam und ängstlich erscheinen lässt. Liebe, die sogar töten will, damit Geliebtes lebt. Ist diese Liebe menschlich?

Entspringt der Wunsch nach Rache der Liebe?

Nein, fühlbar nicht.

Manchmal wird das Dasein der Liebe auch als „zu viel“ gedeutet. Insbesondere, wenn es die eine oder andere Mutter mit der Fürsorge übertreibt. Doch, was der Mensch aus Sorge tut, ist Sorge und nicht Liebe. Sogar Gedanken, wie „Deine Liebe erstickt mich!“, wurden in Menschenköpfen schon gesichtet und dichter gesponnen. Die Liebe spinnt jedoch nicht, zwar kann sie dem Menschen scheinbar vorübergehend den Atem nehmen, doch dieses nur, weil er dann mit seinem Bewusstsein in Sphären weilt, wo er nicht mehr atmen braucht. Ersticken kann ein Mensch nur dort, wo es ihm selbst an Klarheit mangelt. Was er auch daran erkennen kann, dass fast alles Vorherige bedeutungslos erscheint, wenn ihm überraschend und ungesucht die Liebe zufällt. Liebe lässt den Menschen freier atmen, da sie immer von Altlasten befreit. …

 

2017-Juli-13, Donnerstag

 

Je mehr ich mich, mein Leben und das Umfeld beobachte, um so klarer erscheinen mit die Dinge, doch wächst auch jene Einsicht, dass ich in herkömmlicher Art, an nichts etwas ändern kann, auch nicht an mir.
Natürlich kann ich mir die Haare färben, kann an einen anderen Ort ziehen, den Freund verlassen und allein weitergehen, doch in mir Frieden schaffen, ohne Worte in das Außen zu schießen, gelingt mir nie vollkommen. Da ist eine scheinbar grundsätzliche Unzufriedenheit im Inneren, und ich entdecke mit Entsetzen, dass es der Mensch ganz allgemein ist, der mich stört. Je näher ich dem Anderen bin, umso weiter möchte ich mich entfernen. Das war nicht immer so.
Nun bin ich in einem Alter, wo ich mir ganz bewusst aussuche, mit wem ich leben will und kann. Umso mehr schockiert es mich festzustellen: Ich kann doch nicht! Dennoch bin ich da und der Andere ebenfalls. Noch mehr als mit den sogenannten Anderen, will ich natürlich mit mir selbst klar kommen, da das Eine auch das Andere beinhaltet. Bin ich mit mir im Reinen, bietet sich mir keinerlei Anlass, einem anderen Menschen etwas Übel zu nehmen, oder gar laut zu werden.

Alles ist ein Sein, es gibt gar kein Werden. In dem Moment, in dem ich einen Anderen bitte, mich nicht wütend zu machen, bin ich es schon im Anfangsstadium. Die Wut scheint also bereit, bei Bedarf sofort zu erscheinen. Ich hab sie auf Lager, unfehlbar dort absortiert, wo mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weitere Requisiten auf ihren Einsatz warten. Denn kein Mensch kann ewig wütend sein und so wechseln die Momente des Seins sich ab, damit möglichst jeder mal einen Auftritt hat.

Wer oder was bin ich wirklich? Nur mittels Selbstbeobachtung kann es mir gelingen, jene Vorgänge in mir und im Außen zu erkennen, die mich mit Regelmäßigkeit und stets ungewollt dazu verleiten, die eine und auch andere Requisite aus dem Hut zu ziehen. Um einem mich beherrschenden Gedanken, Kraft, Ausdruck und Gestalt zu geben, damit er durch mich, wenn auch begrenzt, sein Unwesen und auch Schabernack treiben sowie unbehelligt weiter leben kann.

Ich bleib jetzt wach. Wer ist dieses Ich, das in mir und durch mich, mit Himmel und Hölle spielt? …“

 

Der vorstehende Text ist Bestandteil, von noch unveröffentlichten Gedanken aus „Luzi Fere’s Tagebuch“ , geschrieben von der Autorin  Inun Sallen

 

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