Das Naheliegende
von Luxus Lazarz
. (Erinnerung)
Im Allgemeinen machen sich Menschen viele Gedanken, Pläne und Vorstellungen dahingehend, wie man Ziele erreichen und Wünsche sich erfüllen können, also sich ihr Leben allgemein und auch speziell gestalten soll. Manches davon bleibt lange Zeit ein Traum, und welcher davon sich nie erfüllte, kann der Mensch erst mit Gewissheit sagen, wenn er auf dem Totenbett liegend, sein Ende erwartet. Oberflächlich betrachtet, zeigt sich die Erfolgsquote im Ungewollten – überwiegend sogar höher als jene, der von uns gewollten Erfahrungen und Umstände.
Allerdings bedeutet Vorstehendes auch, dass da bereits eine Menge Zeugs vorhanden ist, welches uns brav zur Verfügung steht, obwohl wir es anscheinend nie derart wollten. Wenn ich, der Mensch, jedoch tiefer in diese Erfahrungen tauche, gelingt es mir mit wachsender Klarheit, mein Wollen und somit auch den meinigen Anteil, im Ungewollten zu erkennen. Daraus entfaltet sich in mir die Einsicht, dass all jene Erfahrungen, auf die ich gern verzichtet hätte, lediglich mein Leben bildeten, damit ich aus diesen lerne, sie wertschätze und auflöse in Selbstverständliches. Etwa in der Art, wie es einem Kind geschieht, welches sich die Hand an einem Kerzenlicht verbrennt und nun diese, kein zweites Mal oder gar drittes Mal in das Feuer hält, um sich zu vergewissern, dass es tatsächlich schmerzt. Der Kern der Erfahrung wurde sofort verinnerlicht, weitere Gedanken zu dieser Tatsache werden nicht benötigt.
Wie kommt in meine Welt, was ich nicht will?
In vielerlei Hinsicht ist der aufgeklärte Mensch mehr als fähig, sich diese Frage selbst zu beantworten. Zumindest, was das naheliegende Chaos im eigenen Leben anbelangt. Sei es nun zum Beispiel zerbrochenes Geschirr, welches ich bewusst heftig oder unbewusst achtlos behandelte, oder sei es ein Streit, den ich mit meinem Nächsten ausfechte. Den Hauptakteur und auch Dirigenten – für all das, was mich im Gegenwärtigen berührt oder anstößt, werde ich stets in mir selber finden. Denn offensichtlich ist, dass diese Vorkommnisse eines gemeinsam haben und dies in allen Lebensaltern, nämlich mich – den Wahrnehmenden, Ausführenden oder auch einfach nur Mitmacher, Mitgestalter des Geschehens.
All jene Erfahrungen, die hinter mir liegen, aus denen ich lernte oder noch lerne, gäbe es ohne mich gar nicht. Zahlreiche Gelegenheiten offenbarten mir darüber hinaus, je mehr ich darüber nachdachte, wie ich etwas verhindern könnte, umso rasanter näherte ich mich dem abgewehrten Ereignisplatz. Während ich mich innerlich von einer, noch nicht erschienen Realität abtrennen wollte, strickte jeder meiner Gedanken bereits, an der aus ihm erfolgenden Wirklichkeit.
Und obwohl ich dies schon längere Zeit weiß, fällt es mir manchmal gar nicht leicht, mich selbst zurückzupfeifen, aus allem Geschehen, in dem Worte nicht mehr helfen können, oder mich zurückzuhalten und nicht in Vorhandenes einzumischen, an dem sich nichts mehr ändern lässt. Zumindest nicht, auf mir bisher bekannte Art. Dem Leben sei Dank, kann ich auch mitteilen, dass jedes Mal, wenn es mir wahrlich gelingt, mein altes Verhalten zu überwinden, meinen Geist stets ein Glücksgefühl durchströmt, das ich nicht mehr missen will.
Wie kommt in meine Welt, was ich nicht will? …ist eine magische Frage, deren Antwort ungesucht erscheint. Manchmal sogar offenbart, dass das heute Ungewollte, doch dereinst mein wünschend Wille war. Dieses zu erkennen, schenkt Freude, da es mir ebenfalls bewusst macht, dass Zahlreiches wahrhaft viel einfacher ist, als bisher vermutet und nachgelebt. Grob formuliert, brachte mich das Mitreden können, noch keinem Menschen näher und entfernte mich sogar von mir selbst, von dem, was ich bin.
Eine Fehlsicht nach der anderen klärt sich nun auf im Licht des Schweigens. Welches Frieden gibt und innerlich stärkt, während das Zu-, Ab-, Aus- und Mitreden wollen, überwiegend Wolken verdichtet und Lebenskraft sinnlos verschleudert. Zusammengefasst, Reden macht blind und Schweigsamkeit fühlbar sehend. Selten hat mich eine Einsicht mehr erstaunt, deshalb wurde sie hier les- und fühlbar eingebracht.
Danke fürs Lesen.
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