Vom Dienst am Nächsten
von Luxus Lazarz
(Erinnerung)
Der aktive Dienst am sogenannten Nächsten, beginnt im Kopf und kann auch einfach Stille sein. Kein Urteil da, kein Kommentar, keinerlei Einmischung gedanklicher Art, in das Dasein des Anderen. Natürlich kann ich dem Anderen auch dabei behilflich sein, sich weiter zu quälen und an seinem Leiden zu haften. Ich kann ein dritter Arm sein, ein 8es Bein oder ein halber Verstand, doch wem nützt das wirklich und vor allem, ist es natürlich, dass ein Mensch 8 Beine und 3 Arme hat? Ist es mein Dienst mitzuteilen, wie man Richtig macht und Falsch vermeidet? Ist es ein wirklicher Dienst, die obskure Sammlung des Anderen abzustauben, weil dieser selbst nicht mehr wedeln kann? Ist es mein Dienst zu pflegen, was niemand mehr nutzt? Ist es Dienst, das Leben des Anderen stellvertretend weiterzuleben, weil dieser keinerlei Veränderung akzeptieren will?
Nein, denn ich bin nicht der Papst. Der mir einzig wahrhaft mögliche Dienst, beginnt in meinem Kopf, im Denken, Fühlen und jenem, was durch mich daraus folgt. Ich diene durch meine Art der Wahrnehmung und jene, sich daraus entfaltende Liebe oder Akzeptanz. Es kann sein, dass ich dann auch mal ein Klo putze, damit sich der Andere in seinem Heim wohlfühlt. Doch kann ich niemand damit dienen, indem ich dem Übel zustimme, mich einmische oder tatsächlich eingreife, wenn es um den Erhalt von unerquicklichen Gewohnheiten des Hilfesuchenden geht. Derartige Gewohnheiten, wie zum Beispiel das endlose Klagen oder der Symptom-Fetischismus sowie ähnlich unangenehme Auswüchse, der noch ungelenken Schöpferkraft in jedem Menschen, der wahrlich lebt, jenem kann ich nur mit meinem Schweigen dienen.
Dort, wo einst das Urteil in mir hauste, gebe ich nun Raum durch Stille. Mein Ohr leihe ich dem Anderen, damit dieser sich selber hört und fühlen kann, was er spricht. Meine Hand reiche ich, den sich schwach Denkenden, wenn sie Straucheln und Verzagen. Meine Freude und auch das Lachen, schenke ich all jenen, die es fühlend wissen, doch noch ein wenig zögern, sich vorbehaltlos frei zu lassen.